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„Amanda“ hilft bei seelischen Krisen

■ Zentrum für Frauentherapie in Hannover

Eine helle 3-Zimmer-Wohnung im Hinterhaus, eine Treppe hoch: Das ist Hannovers erstes Zentrum für Frauentherapie und Gesundheit. Nach eineinhalb Jahren Vorarbeit konnte der Trägerverein „Amanda“ jetzt mit Hilfe des niedersächsischen Frauenministeriums eigene Räume einrichten.

Der Schwerpunkt des Angebotes liegt im Bereich der Therapie, und damit scheint „Amanda“ in Hannover eine Versorgungslücke zu treffen. Denn schon vor der offiziellen Eröffnung in der letzten Woche hatten etwa 40 Frauen eine längerfristige Therapie begonnen, dazu kamen monatlich etwa 50 Beratungsgespräche. „Wir arbeiten mit Frauen jeden Alters und sind offen für sämtliche psychische Probleme und psychosomatische Beschwerden“, versichert Yvette Gerber, eine der beiden hauptamtlichen Mitarbeiterinnen.

Drei Fachfrauen unterstützen die Arbeit auf Honorarbasis. Alle verfügen über eine langjährige Ausbildung als Gruppenanalytikerin oder Therapeutin. „Wir unterscheiden uns von den therapeutischen Praxen dadurch, daß wir frauenbezogen arbeiten“, so Yvette Gerber. „Die Tatsache, daß dies eine männerdominierte Gesellschaft ist, hat erheblichen Einfluß darauf, wie Frauen sich entwickeln können und welche psychischen Probleme sie haben. Das muß ich wissen, um Frauen helfen zu können“.

Viele Frauen, die sich an „Amanda“ wenden, leiden unter großer Einsamkeit und Isolation. Es kommen Frauen mit Eßstörungen und Frauen, die als Kind sexuelle Gewalt erlitten haben. Geradezu dramatisch habe die Zahl junger Frauen zugenommen, die ohne äußeren Anlaß an massiven Angststörungen leiden. „Sie können ihre Wohnung nicht mehr verlassen, nicht mehr einkaufen und sind völlig in ihrem Leben eingeschränkt“.

„Amanda hilft in solchen Krisen und vergibt schnell und unbürokratisch Termine. In offenen Sprechstunden können sich Frauen kostenlos informieren, und auch eine Therapie soll für jede bezahlbar sein. Die Kosten für eine Stunde werden nach dem Einkommen festgelegt: „Das geht von 0 bis 100 Mark, nach oben sind keine Grenzen gesetzt“, so Yvette Gerber. „Wenn eine Frau sehr viel verdient, soll sie auch viel bezahlen, damit andere die Möglichkeit haben, umsonst Therapie zu machen“.

Annette Volland

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