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Verhaftungsserie gegen Topleute der Mafia

Neapel/München (ap) — Mit Fahndungserfolgen in Neapel und München ist am Freitag die Verhaftungsserie von Topleuten des organisierten Verbrechens fortgesetzt worden. Der italienischen Polizei gelang in Neapel die Festnahme des seit elf Jahren untergetauchten Carmine Alfieri, der als Nummer eins der mafiaähnlichen Camorra gilt, und in München ging Fahndern des Landeskriminalamts der weltweit gesuchte Mafiaboß Antonio Riezzo ins Netz.

Der italienischen Polizei waren am Donnerstag mit der Festnahme des Camorra-Bosses Raffaele Stolder und am Sonntag mit der Nummer zwei der sizilianischen Cosa Nostra, Giuseppe Madonia, spektakuläre Erfolge im Kampf gegen das organisierte Verbrechen geglückt. Nach der Festnahme des 48jährigen Alfieris in einem unterirdischen Geheimraum seiner Villa bestellte Innenminister Nicola Mancino Polizeichef Antonio Viesti zu sich und gratulierte den Carabinieri zu ihrem Erfolg. Alfieri wird wegen einer Serie von Verbrechen gesucht, darunter einem Angriff auf eine rivalisierende Bande, bei der 1984 acht Menschen ermordet wurden. Seine Organisation soll in Waffen- und Rauschgiftschmuggel sowie Erpressungen verwickelt sein.

In München wurde nach Angaben des LKA der wegen Drogenhandels in Apulien verurteilte Antonio Riezzo am Mittwoch in der Münchner Innenstadt festgenommen. Der 46jährige war den Ermittlungen zufolge bereits seit Januar dieses Jahres in der bayerischen Landeshauptstadt unter falschem Namen untergetaucht. Das LKA geht davon aus, daß Riezzo auch in Bayern einen kriminellen Clan aufbauen wollte.

Der in Italien zu mehreren Jahren Freiheitsstrafe verurteilte Mafioso und gelernte Metzger war im Juli 1987 unter Auflagen aus der Haft entlassen worden. Seitdem war er verschwunden. Riezzo wurde wegen Zugehörigkeit zur Vereinigung „Sacra Corona Unita“, die auch als vierte Mafia bezeichnet wird, international gesucht. Ein „heißer Tip“ führte die LKA-Beamten schließlich auf die Spur des Mafiabosses, der bei Freunden in München Unterschlupf gefunden hatte.

Riezzo gilt als führender Kopf der „Sacra Corona Unita“, die in den italienischen Provinzen Brindisi, Lecce und Taranto unter anderem den Rauschgifthandel, Gewaltdelikte wie Schutzgelderpressungen sowie das illegale Glücks- und Lotteriespiel kontrolliert. Die italienischen Behörden werfen dem 46jährigen vor, den Heroinhandel in der Stadt Galatina in Apulien gesteuert zu haben. Das LKA versucht derzeit aufzudecken, welche Aktivitäten Riezzo während seines Aufenthalts in München unternahm, um eine mafiaähnliche Vereinigung aufzubauen.

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