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Homosexualität: In der Schule tabu

■ Sexualpädagogik von der Vater-Mutter-Kind-Familie reformbedürftig

Berlin. Trotz verlorengegangener Exotik ist Homosexualität als Unterrichtsthema an Berliner Schulen tabu. Wie Experten im Vorfeld des Kongresses »Lebensformen und Sexualität« gestern sagten, liegt darin eine entscheidende Ursache für die wachsende Diskriminierung von Minderheiten. So würden Gewalttaten gegen Homosexuelle hauptsächlich von männlichen Jugendlichen im Alter von 14 und 21 Jahren verübt.

Klaus Löhe, Staatssekretär in der Senatsjugendverwaltung, kritisierte in diesem Zusammenhang die eher konservative Politik von Schulsenator Jürgen Klemann (CDU), der sich der Aufnahme des Tabu-Themas in die Rahmenpläne und Lehrbücher versperre.

Für die Schule gebe es nur eine — die heterosexuelle — Lebensform, die überall als das einzig Existente und Glücklichmachende dargestellt werde, kritisierte der Vorsitzende der Diesterweg Hochschule e.V., Prof. Klaus Meißner. So werde Schulkindern allein das traditionelle, längst überholte Bild der Vater- Mutter-Kind-Familie vermittelt, obwohl in Berlin zum Beispiel ein Viertel aller unter Achtzehnjährigen in einer Ein-Eltern-Familie lebe. Anregungen für neue Konzepte in der Sexualpädagogik will der am Mittwoch beginnende dreitägige Kongreß in der Hochschule der Künste vermitteln, zu dem rund 350 LehrerInnen, ErzieherInnen, SozialpädagogInnen, WissenschaftlerInnen, SchülerInnen, Eltern sowie VertreterInnen der Lesben- und Schwulenbewegung aus dem Bundesgebiet erwartet werden. Er soll helfen, Unsicherheiten und Vorurteile bei Erwachsenen ebenso wie bei Jugendlichen und Kindern gegenüber gleichgeschlechtlichen Beziehungen abzubauen und die in der Bundesrepublik seit 20 Jahren verdeckt geführte Diskussion um die Sexualpädagogik wiederzubeleben.

Veranstalter der pädagogischen Tagung sind das Referat für gleichgeschlechtliche Lebensweisen beim Senat, die Diesterweg Hochschule sowie die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Berlin. dpa

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