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Treuhand will erstmals Ostunternehmen entschulden

Hettstedt (dpa/taz) — Zum ersten Mal will die Treuhand ein hochverschuldetes Ostunternehmen entschulden. Dem Bergbau- und Hüttenunternehmen Mansfeld AG in Eisleben soll so das Überleben ermöglicht werden. Treuhand-Vorstand Hans Krämer habe zugesagt, daß die finanziellen Altlasten geregelt würden, verkündete Bundeswirtschaftsminister Jürgen Möllemann (FDP) gestern bei einem Besuch der zum Konzern gehörenden Walzwerk Hettstedt AG. Die Treuhand habe einen Kurswechsel ihrer Politik eingeleitet: Es gebe eine „Akzentverschiebung“ vom Schwerpunkt Privatisierung hin zur Sanierung. Nach Angaben des Vorstands der Mansfeld AG belaufen sich die Altlasten auf rund 600 Millionen DM. Die gesamte Verschuldung des Unternehmens wird mit über einer Milliarde DM beziffert.

Für das traditionsreiche Unternehmen im Mansfelder Land hat sich bislang kein Investor gefunden. Die versuchte Sanierung führte bereits zu Massenentlassungen. Waren dort zum Zeitpunkt der Währungsunion noch 24.161 Leute beschäftigt, verdienen dort am Ende dieses Jahres voraussichtlich nur noch 4.000 Menschen ihr Brot. Den Umsatz von 1,75 Milliarden DM 1991 hofft die Unternehmensleitung zu halten.

Nach Worten Möllemanns stelle sich in Ostdeutschland im Augenblick die Gretchenfrage, ob man Unternehmen, die sanierungsfähig sind, Zeit dafür geben will. Der Wirtschaftsminister ließ sich zu der Einsicht hinreißen, die ostdeutsche Wirtschaft befinde sich in einem kritischen Bereich. Dies betreffe sowohl den Abbau der Industrie als auch die Fähigkeit der Menschen, die Umstrukturierung zu ertragen.

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