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Meier, lieber ohne Wede()

■ Hier die Antwort auf die alle bewegende Frage: Wer beerbt den Bürgermeister?

Erst hängt sich der Bürgermeister in der Asyldebatte weit, zu weit aus dem Fenster, dann bläst ihm der Parteisturm der Entrüstung um die Ohren, und was tut er? Nichts! Er kämpft nicht. Brutus Kröning gibt ihm noch einen vors Schienbein, und Wedemeier zuckt nicht mal, er wird grauer und grauer und ließ am Mittwoch gar Isola bei Buten&Binnen neben Fücks und Jäger sitzen. Der Bürgermeister habe eine Werder- Karte, hieß es zur Erklärung. Wie lange geht das noch so? Wo liegt die Panikschwelle den Sozis? Bei 30 Prozent? Bei 28?

„Die Stärke von Wedemeier ist die Schwäche der Konkurrenten“, augurt es aus dem Senat. Im nächsten Frühling hat der Bürgermeister die senatorische Sofort-Pensionsberechtigung erreicht. Wo ist der ehrgeizige Nachfolger, der sich zu profilieren beginnt? Nichts da, allüberall Zögern und Zaudern. Die Konkurrenz wetzt zwar eifrig die Messer, aber mehr hinter vorgehaltener Hand.

Peter Sakuth, die Älteren werden sich noch erinnern, soll kaum noch vom Telefon wegzubringen sein. Nicht nur daß er beim Segelurlaub jeden Tag per Funktelefon mit Grobecker geredet hat: Der brave Propagandist des Kaiser Friedrich-Exilsenats wählt sich die Finger wund und raunt: „Wedemeier ist reif!“ Wer aber sonst? schallt es ihm entgegen — aufgelegt.

Und das Personalkarussell geht rum und rum. Grobecker selbst? Keine Chance, zu oft in den Klatschspalten. Konrad Kunick? Der hat diese Woche immerhin zum erstenmal in der Bürgerschaft reden dürfen. Ach was, dem steht die Rolle nicht. Scherf? „Der profiliert sich doch beim Asyl, weil's nichts kostet“, schimpft eine der lieben Genossinnen. „Der läuft sich doch warm.“ Der Kenner aber winkt ab. Scherf als Retter in höchster Finanznot? Da lachen ja die Hühner. Bleibt Kröning. Besagte Genossin meint zwar „der ist gar nicht so unbeliebt wie es scheint, obwohl er als Intellektueller gilt, „und die habens schwer in der SPD“, aber das eine wie das andere wird von den Stategen schwer bezweifelt. Bleibt - Bernd Meier.

Der Name, kaum aufgetaucht, schon in aller Munde: ein Bremer, kennt sich aus, kann reden, ist „durchsetzungsfähig und hat nicht so ne Profilierungsneurose wie Kröning“, heißt es: Der nette Junge von nebenan und kompetent. Sein Hauptvorteil: Er ist nicht in den gegenwärtigen Schlamassel verstrickt. „Natürlich rennen die Bremen-Norder durch die Gegend und spielen sich auf. Außer der Null-Lösung im Arbeitsressort haben die doch niemanden.“ „Der ist Beton-Fraktion, nie werden die aus Ost den wählen.“ „Alles Quatsch, they never come back“, sagt die Kluge vom Nebentisch. Aber was für Boxer gilt, muß ja nicht unbedingt für die Sozis gelten, findet Rosi Roland

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