piwik no script img

Sadik Serefkendi

■ Vor Serefkendi wurde bereits sein Vorgänger im Amt, Abdurrahman Ghassemlou, ermordet

Bekannt war Sadik Serefkendi unter seinem Kampfnamen Dr. Said Badal. Vor knapp drei Jahren trat er die Nachfolge Ghassemlous an der Spitze der Kurdischen Demokratischen Partei im Iran an — ein in jeder Hinsicht schweres Erbe. Ghassemlou war im Juli 1989 in Wien ebenfalls von einem Killerkommando ermordet worden; seitdem wußte Sadik Serefkendi, daß dieses Schicksal auch ihn treffen könnte. Aber auch politisch hatte er es nicht leicht. Die von Ghassemlou über Jahre mühsam zusammengehaltene Partei spaltete sich unter seiner Führung. Kern des Konflikts war und ist das Verhalten der Partei gegenüber der Regierung in Teheran. Serefkendi wurde von seinen Kritikern vorgeworfen, den Hardlinern in Teheran zu weit entgegengekommen zu sein. Die KDP kämpft seit ihrer Gründung Anfang der 50er Jahre für einen Autonomiestatus der Kurden im Iran. Seit dem Sturz des Schah schwankt die KDP zwischen Guerillakampf und Verhandlungen. Serefkendi war 56 Jahre, als er Donnerstag nacht ermordet wurde. Er war ausgebildet als Lehrer, hatte aber später noch in Paris als Chemiker promoviert. Ob die Mörder Serefkendis gestellt werden, erscheint nach den Erfahrungen in Wien höchst zweifelhaft. Um die Beziehungen zum Iran nicht zu gefährden, so der Vorwurf der Kurden an die Adresse Östereichs, habe man die Ermittlungen verschleppt und letztlich im Sande verlaufen lassen. Auch die Bundesregierung hatte in einem früheren Fall, es ging um Rauschgifthandel des obersten iranischen Waffenhändlers Tabatabei, dafür gesorgt, daß dieser unbehelligt wieder ausreisen konnte. JG

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen