piwik no script img

Sinnlose Schulddebatte

■ betr.: "Bilder, Fakten und Schuld", taz vom 14.9.92

betr.: „Bilder, Fakten und Schuld“ von Thomas Schmid,

taz vom 14.9.92

[...] Eine Schuld-Debatte ist sinnlos, falsch und gefährlich. Hätten im umgekehrten Fall die Führer der katholischen („kroatischen“) oder der muslimischen („bosniakischen“) Seite auch nur eine Sekunde gezögert, ein solches Gewaltmittel wie die — nun durch Desertionen faktisch „serbisierte“ — Armee des ehemaligen Bundesstaates gegen die andere Seite, zur Schaffung eines „ethnisch reinen“ eigenen Staates einzusetzen? Zypern 1974, Palästina 1947-48 und viele andere Fälle haben doch gezeigt, was eine Minderheit bei anscheinend unlösbaren Problemen im nationalen Zusammenleben als „letzten Ausweg“ unternimmt — und die Menschheit hat das bisher immer hingenommen!

Tritt vielleicht der Westen jetzt auch nur für eine hundertfach größere „Rache von Gorazde“, also dafür ein, daß nun die Serben — wegen ihres unbeugsamen „altkommunistischen“ Führers Milosevic — die Besiegten, Vertriebenen, zur Flucht Gezwungenen, Niedergemetzelten und Verbrannten dieses sinnlosen Krieges sein sollen? Die Frage darf man wohl stellen!

Und dazu trägt Schmid mit seiner Schulddiskussion (ungewollt) bei. „Die Waffen nieder“ — darum geht es, nicht um Schuld (und Sühne). Daß sich in den Grenzgebieten Kroatiens die serbische Minderheit völlig grundlos bedroht fühlte (und trotz UNO-Truppen fühlt), ist kaum noch zu beweisen. Mußten sie aber nicht Schlimmeres befürchten, angesichts der offenen Rehabilitierung der Ustascha-Verbrecher in Kroatien?

Wer die Kriegsverbrecher rehabilitiert, bereitet die Kriegsverbrechen auch der anderen Seite vor... Solange Bosnien Teil von Rest-Jugoslawien war, herrschte dort jedenfalls Frieden! Volker Wirth, Berlin

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen