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1:1!! HSV — FC St. Pauli unentschieden!

■ St. Pauli-Trainer Lorkowski steigt ab / Assistent Seppo Eichkorn steigt auf / FC St. Pauli steigt..?

Der FC. St.Pauli hat einen neuen Trainer: Seppo Eichkorn, seit fünf Jahren Assistenzcoach der Millerntor-Mannen, löste gestern nach nur 106 Tagen Amtszeit Michael Lorkowski ab. Am Vormittag hatte das Vereins-Präsidium Lorkowski beurlaubt. Der 36jährige Eichkorn soll mindestens bis Saisonende, bei Erfolg auch länger, für die Mannschaft verantwortlich sein.

In den letzten Stunden vor dem Rausschmiß des erfolglosen Trainers überschlugen sich die Ereignisse. Am Montag hatte der als extrem ehrgeizig geltende Lorkowski mit einer ungewöhnlichen Maßnahme versucht, die kickenden Angestellten heiß zu machen: Er kündigte an, im nächsten Spiel nur Spieler aufzustellen, die bei einem Remis oder einer Niederlage bereit seien, ihre „Auflaufprämie“ einer caritativen Einrichtung zu spenden.

Die Motivationshilfe gerät zum Eigentor. Mit Schwinkendorf und Surmann erklärten sich nur zwei Spieler bereit, der Forderung nachzukommen. Der Rest des Kaders rebellierte. „Wir können uns vom Trainer nicht erpressen lassen“, schimpft Mannschaftskapitän Peter Knäbel. Die Folge: Am Dienstag nachmittag verfaßt die Mannschaft die Abschuß-Erklärung: „Die Zusammenarbeit mit dem Trainer ist in erheblichem Maße gestört, wenn nicht zerstört“ heißt es in dem einstimmig verabschiedeten und an die Presse weitergeleiteten Papier: „Das ist der Status Quo, die Konsequenz haben andere zu ziehen“.

Gemeint ist das Präsidium. Mehr als drei Stunden lang krisengipfelt Vizepräsident Christian Hinzpeter am Dienstag per Telefon mit dem in Südspanien weilenden Club-Chef Heinz Weisener, spricht mit den Spielern und Co-Trainer Eichkorn. Am Abend treffen sich Hinzpeter, der zweite Vize Hermann Klauck und Lorkowski zum finalen Gespräch. Der Coach redet sich dabei um Kopf um Kragen. Er sehe in seiner Forderung nach Prämienverzicht die letzte Chance, die Spieler aufzurütteln, verteidigt der angeschlagene Lorkowski seine Maßnahme. Hinzpeter nach der Sitzung resigniert: „Lorko hat gar nicht begriffen, daß es so nicht geht“.

Auch Neu-Trainer Seppo Eichkorn, dessen Verhältnis zu Lorkowski nach eigenen Angaben „unterkühlt“ war („Lorko hat alle Entscheidungen allein getroffen“) weint seinem Vorgänger keine Träne nach: „Sein Verhältnis zur

1Mannschaft war zerrüttet“. Eich-

korn warf Lorkowski vor, er habe die Spieler bezichtigt, nur für Geld, nicht aber für den Verein zu spielen, sie außerdem „nur getadelt,

1fast aber nie gelobt“. „Das kann

bei Spielern, die nicht vor Selbstvertrauen strotzen, nur schiefgehen“. Mittelstürmer Martin Driller schlägt in die gleiche Kerbe: „Er

1hat uns runtergemacht, wenn wir

Spiele verloren haben, und gleichzeitig immer wieder betont, daß er doch mit Hannover den Deutschen Pokal gewonnen hat“. Marco Carini

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