: Täglich wohlig-warm und teuer
■ In Hamburgs Schwimmbadbecken herrschen jetzt durchgehend 28 Grad Celsius - Natürlich nicht umsonst
herrschen jetzt durchgehend 28 Grad Celsius — Natürlich nicht umsonst
„Und dann bekomme ich noch eine Mark zwanzig“, sagt die Frau im Kassenhäuschen im Eimsbütteler Hallenbad an der Hohen Weide, nachdem sie einen Schnipsel der Sechserkarte abgerissen hat. Der leicht gereizten Stimme ist anzuhören, daß sie die Reaktion der Kundin ahnt. Recht hat sie: „Aber heute ist doch Mittwoch, wieso ...?“ Die unregelmäßige Badbesucherin hat noch nicht mitbekommen, daß seit kurzem in allen Hamburger Schwimmhallen jeden Tag Warmbaden angesagt ist, und das hat seinen Preis: Inklusive Zuschlag kostet die Planscherei im 28-Grad- Becken nun mindestens fünf Mark, mit einer Sechserkarte wird's ein paar Groschen billiger.
Die ausdrückliche Nachfrage der Badegäste habe die Wasserwerke zu diesem Schritt bewogen, erläutert deren Pressesprecherin Gisela Matthée. In den vergangenen Jahren habe man an den Besucherzahlen eindeutig den Trend ablesen können: je wärmer, desto mehr Gäste. Die konstant 28 Grad warmen Freizeitbäder erfreuen sich trotz des hohen Eintrittspreises (sieben Mark) großer Beliebtheit, ebenso die bisherigen Warmbadetage in den „normalen“ Schwimmhallen, die bei den HWW Regionalbäder heißen. Wieso der geringe Temperaturunterschied von drei Grad so viel ausmacht, kann auch Gisela Matthée nur vermuten: „Die Norddeutschen sind wohl ein wenig fröstelig.“
Menschen mit schmalem Geldbeutel müssen ab sofort früh aufstehen, wenn sie sich etwas Gutes tun wollen: Zwischen 6.30 und 9 Uhr (in einigen Bädern bis 10 Uhr) kann noch zum bisherigen Preis geschwommen werden. Ermäßigungen für Rentner und Arbeitslose gibt es eh nur gegen Vorlage einer entsprechenden HVV-Monatskarte und nur in den Freizeitbädern.
Energiepolitische Kritik an dem neuen Angebot mag die HWW- Sprecherin nicht gelten lassen: Die Temperatur konstant zu halten koste vermutlich kaum mehr, als das Wasser einmal die Woche abrupt hochzuheizen. Wieso dann überhaupt der Zuschlag? Na, weil eben alles teurer wird.
Ob die Hamburger Schwimmfreunde das ohne weiteres akzeptieren, kann jetzt noch nicht gesagt werden. Die Wasserwerke hoffen natürlich auf steigende Besucherzahlen. Das Personal vor Ort scheint jedoch bislang eher mit Kritik als mit Begeisterung konfrontiert gewesen zu sein. Im Bad Hohe Weide zumindest hängt ein Plakat fürs Publikum, das die Erläuterung der neuen Regelung einleitet mit: „Keine Panik, liebe Badegäste...“ ch
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