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Bahnen planen Brückenschlag nach Skandinavien

■ Die Staatsbahnen versprechen sich Zeiteinsparungen und mehr Fahrgäste

Frankfurt/Main (dpa/taz) — Mit drei großen Projekten schlagen sich Europas Verkehrsplaner derzeit herum: die Röhre unter dem Ärmelkanal, die Tunnel durch die Alpen und der Brückenschlag nach Skandinavien. Die dänischen, schwedischen und deutschen Eisenbahnen haben gestern in Kopenhagen Pläne zum Bau einer Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Hamburg und der dänischen Hauptstadt vorgestellt. Wie die Deutsche Bundesbahn mitteilte, soll die feste Verbindung über den Fehmarn-Belt die direkte Anbindung Skandinaviens an das europäische Hochgeschwindigkeitsnetz ermöglichen.

Die Bahnen hoffen damit die Reisezeiten auf mehreren Verbindungen zwischen Stockholm, Oslo und Kopenhagen einerseits und Berlin, Hamburg und Köln andererseits um mehr als die Hälfte verringern zu können. Allein die Fahrzeit zwischen Hamburg und Kopenhagen würde sich von jetzt gut fünf Stunden auf zwei Stunden verkürzen lassen. Und auch die Prognosen für die Bahnen klingen nicht schlecht: Sie deuten auf ein Anwachsen des Fahrgastaufkommens von heute einer Million Bahnreisenden zwischen den beiden Städten auf rund fünf Millionen im Jahre 2010 hin. Auch der Güterverkehr könne enorm gesteigert werden: Von derzeit acht Millionen auf 23 Millionen Tonnen im Jahr 2010 zwischen Skandinavien und dem Kontinent.

Die Generaldirektoren der drei Bahnen schlugen vor, die feste Verbindung über den Belt als Eisenbahntunnel mit einem völlig neuen Shuttlezug-Konzept zu bauen. Die Investitionen zwischen Kopenhagen und Hamburg einschließlich des Tunnels würden „beträchtlich“ sein, so die Bahn. Doch die Bahnen haben die Rechnung vielleicht ohne die Natur gemacht: Der rund acht Milliarden teure Tunnelbau über den großen Belt hängt nach Wassereinbrüchen und Pannen weit hinter der Planung hinterher, die konventionelle Bohrtechnik hat versagt, die beauftragten Unternehmen scheinen mit dem Projekt überfordert zu sein. Nach dem heutigen Stand können Züge frühestens 1995 durch den Tunnel fahren. Die Bahnen wollen aber schon ab 1993 zwischen Hamburg und Kopenhagen einen Intercity einsetzen.

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