: Poesie und Pathos
Kunstvoller Abend mit Musik und Briefen vom Ehepaar ■ Schumann
in der Musikhalle
Melancholisch schön, versunken in die musikalische Welt der Clara Wieck und des Robert Schumann, präsentieren die Hamburger Camarata unter der Leitung von Claus Bantzer, Anne-Marie Kuster und Christoph Bantzer Briefe und Kompositionen aus einer sogenannten „Künstler-Ehe“. Daß es da harten Alltag für Clara gab, mit ihren unzähligen Kindern, finanzielle Not, und nicht nur unendlich große Sehnsucht, ist bei der Textauswahl jedoch einfach unter den Tisch gefallen.
Und dann Christoph Bantzer in der Rolle Robert Schumanns: Muß er unbedingt in alter Schauspielmanier überzogen deklamatorisch und mit übertriebenem Pathos den Mythos des leidend verwirrten Künstlers pflegen, anstatt direkt und dialogisch in Beziehung zu Anne-Marie Kuster als Clara zu treten?
Anne-Marie Kuster liest Claras Worte mit fester, klarer Stimme; eine selbstbewußte, widerstandsfähige Figur der Künstlerin, keine weinerlich unterdrückte Künstlerseele kommt zum Vorschein. Ein wieder anderes Clara-Bild malt die Pianistin Aziza Mustafa Zadeh nach dem Schicksalslied von Johannes Brahms – einer, der mit Clara und Robert Schumann ein Dreiecksverhältnis auch an diesem Abend hätte bilden können.
Aziza Mustafa Zadeh aus Aserbaidschan kommt zierlich, elegant und im schwarz-durchsichtigen Rock ans Klavier, formt die Hände zu einer orientalischen Begrüßungsgeste und gibt energischen Anschlag und Ton – sie läßt eine starke und leidenschaftliche Clara am Klavier mit ihrem Klavierkonzert in a-moll wiederauferstehen. Noch eindrucksvoller aber die Zugabe, mit der die klassische Pianistin sich auch als Jazzerin präsentiert.
Dramaturgisch etwas zäh und auch zu lang geraten, gibt's nach der Pause wieder Passagen aus Briefen und Tagebüchern zwischen den Sätzen der 4. Sinfonie von Robert Schumann zu hören. Das Orchester von Claus Bantzer findet den romantischen Charakter der Komposition und läßt einen poetischen Abend stimmungsvoll ausklingen. Katrin Meyer
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