Giftiger Großbrand in Lengerich

■ Kunststoffabrik abgebrannt/ 900 Menschen mußten evakuiert werden/ Giftgase verletzten Feuerwehrleute schwer

Berlin (AFP/taz) — In einer Kunststoffabrik in Lengerich bei Rheine ist in der Nacht zum Sonntag ein verheerender Großbrand ausgebrochen, der auch am Sonntag nachmittag noch nicht gelöscht war. Aus dem Umkreis des Betriebes mußten 900 Menschen evakuiert werden, von denen 250 in einer Turnhalle untergebracht wurden. Über den Rundfunk wurden die Bewohner der Nachbargemeinden aufgefordert, Fenster und Türen geschlossen zu halten. Das Feuer, das gegen 1.30 Uhr ausgebrochen war, hatte mehrere Hallen und Außenlager erfaßt. Zeitweise waren über 300 Feuerwehrleute aus dem Kreis Steinfurt und der Umgebung im Einsatz. Bis zum Sonntag nachmittag hatten sich acht Feuerwehrleute verletzt. Davon hatten drei schwere Atemwegsverletzungen durch die giftigen Dämpfe erlitten und mußten auf die Intensivstation des nächsten Krankenhauses verlegt werden. Und das, obwohl mehrere Meßwagen sowie alle Atemschutzgeräte des Kreises im Einsatz waren.

Angaben über die Art der giftigen Dämpfe gab es auch 12 Stunden nach Ausbruch noch nicht. Die Leitstelle der Feuerwehr in Rheine teilte lediglich mit, bei dem Brand des Kunststoffs seien große Mengen Salzsäure freigeworden, die durch Beigabe von Laugen zum Löschwasser neutralisiert werden mußten. Die Angaben deuten darauf hin, daß möglicherweise PVC-Kunststoffe gebrannt haben und daß bei dem Brand in großen Mengen Chlorgase und Dioxine freigeworden sein könnten. Da die beim Löschen entstandene Salzsäure die örtliche Kläranlage belastete, wurden die Bewohner von Lengerich aufgefordert, ihren Wasserverbrauch einzuschränken. ten