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Deutscher totgeschlagen ...

■ ... bei Überfall polnischer Skins in Nowa Huta

Warschau (taz) — Drei junge Lastwagenfahrer aus Eisenhüttenstadt sind am Freitag abend von etwa zehn polnischen Jugendlichen — aller Wahrscheinlichkeit nach Skinheads — in dem Krakauer Industrievorort Nowa Huta überfallen und brutal zusammengeschlagen worden. Als die alarmierte Polizei anrückte, waren die Täter bereits geflüchtet. Die verletzten Deutschen wurden in das Krakauer Narutowicz-Krankenhaus überführt. Einer von ihnen starb an den Verletzungen, einer liegt noch auf der Intensivstation. Der dritte hat das Krankenhaus wieder verlassen und versucht die Polizei bei den Ermittlungen zu unterstützen. Die Polizei hat bereits etwa zwanzig Skinheads in Nowa Huta verhört. „Wahrscheinlich haben wir schon eine richtige Spur“, erklärte der Pressesprecher der Krakauer Polizei, Kommissar Gawlik. Ein Augenzeuge habe sich ebenfalls gemeldet. Die polnische Regierung hat ihr Bedauern über den Vorfall ausgesprochen. Der Pressesprecher der Hauptpolizeikommandantur in Warschau, Jerzy Kirzynski, sagte, es sei das erste Mal, daß eine polnische Jugendbande auf so brutale Weise Ausländer angegriffen hätte. Bislang habe es entweder Schlägereien mit polnischen Bürgern oder unter den Jugendbanden selbst gegeben, vereinzelt seien Angriffe auf rumänische Bürger registriert worden.

Nach Untersuchungen der Warschauer Soziologin Ewa Nowicka richten sich die Vorurteile der Polen vor allem gegen Araber und Afrikaner. Diese würden auch in Diskotheken den Skinheads aus dem Weg gehen. Daß der Überfall antideutschen Gefühlen zuzurechnen ist, ist eher unwahrscheinlich.

Aus einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts OBOP geht hervor, daß zwar 87 Prozent der Befragten von den Ausschreitungen der Rechtsextremisten in Deutschland beunruhigt sind, doch 49 Prozent die Meinung vertreten, die Randalierer seien eine Minderheit in der deutschen Bevölkerung. Marzenna Guz-Vetter

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