■ Press-Schlag: Typisch italienisch
Kleine Frage aus dem Bereich „Fußball und seine Mythen“: Was ist ein sogenanntes italienisches Ergebnis? 0:0? 1:0? Weit gefehlt! Vorbei sind die Zeiten eines Helenio Herrera, der den Catenaccio erfand und den Spielern von Inter Mailand Sondertraining verordnete, wenn sie es wagten, mit mehr als einem Tor Unterschied zu gewinnen. Sogar sein gelehrigster Schüler, der unerschütterlich destruktive Giovanni Trapattoni, läßt es mittlerweile widerstandslos durchgehen, daß seine Juventus-Kicker drei Tore auf einmal schießen, noch dazu auswärts beim SSC Neapel. Baggio, Möller, Vialli waren die Übeltäter, Turin gewann 3:2, ein für italienische Verhältnisse geradezu mageres Resultat.
Seit Jahren kaufen Italiens Clubs die besten Stürmer der Welt auf, langsam zahlt sich diese Strategie aus. Angriff heißt die neue Devise, die Spezies der unerbittlichen, hundsgemeinen Verteidiger ist vom Aussterben bedroht, die Viallis und Lentinis laufen den Gentiles und Bergomis den Rang ab. Vorreiter dieser Entwicklung war der heutige Nationalcoach Arrigo Sacchi, dessen alter Club AC Mailand folgerichtig den größten Torhunger zeigt. Obwohl sie beim Match gegen den AC Florenz Jean-Pierre Papin auf die Tribüne setzten, gewannen die Milanesen mit sage und schreibe 7:3. Vor allem dank eines phänomenalen Ruud Gullit, der sein erstes Punktspiel bestreiten durfte und gleich zwei Tore schoß. Insgesamt fielen in den neun Begegnungen des 5. Spieltages 48 Treffer. Ein typisch italienisches Ergebnis? 7:3. 5:2. Oder wenigstens 4:4. Matti
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