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Georgien setzt auf Krieg

■ Schwere Kämpfe in Abchasien/ Präsident Schewardnadse kritisiert Rußland/ Berichte über georgische Giftgaseinsätze/ Hinrichtungen und Vergewaltigungen

Tiflis (AFP/dpa) — Mit der Zuspitzung der militärischen Auseinandersetzungen zwischen der georgischen Nationalgarde und abchasischen Nationalisten haben sich auch die Spannungen zwischen Georgien und Rußland weiter verschärft. Der georgische Staatsratsvorsitzende Eduard Schewardnadse warf gestern „reaktionären Kräften“ in Rußland vor, die für den 11. Oktober geplanten Wahlen verhindern zu wollen. Die russischen Generäle seien korrupt und unterstützten die Abchasier sowie die „Bande von Freiwilligen aus dem Nordkaukasus“, sagte auch Schewardnadses Vize Josseliani.

Nach Berichten der Moskauer Nachrichtenagentur Interfax wurde gestern eine Offensive der georgischen Nationalgarde auf die Hafenstadt Gagra von abchasischen Einheiten zurückgeschlagen. Die georgischen Truppen waren erst am Freitag von den Abchasiern mit Unterstützung von Freiwilligen-Einheiten aus dem Nordkaukasus aus Gagra vertrieben worden. Die Altstadt von Gagra ist durch die andauernden Kampfhandlungen weitgehend zerstört worden. Georgien setzt bei den Kämpfen auch Flugzeuge und Hubschrauber ein. Bei dem Verlust Gagras hatte die Nationalgarde zwölf Schützenpanzer sowie drei Panzer T 72 und damit fast ihre gesamte bei Gagra eingesetzte Panzertechnik verloren. Der Pressesprecher des georgischen Außenministeriums, Waketang Kobaidse, berichtete unter Berufung auf Augenzeugen, daß viele Georgier in Gagra von tschetschenischen Freiwilligen hingerichtet worden seien. Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte in Frankfurt/Main warf in einer Erklärung wiederum Josselianis Milizen vor, für schwere Übergriffe gegen die Zivilbevölkerung in Westgeorgien verantwortlich zu sein. Dabei soll auch Kampfgas gegen Bewohner der Stadt Schobi eingesetzt worden sein.

In Suchumi wurden georgische Bürgerwehren aufgestellt, die in der Nacht zum Montag ihre Patrouillen aufnahmen. In der Stadt fehlt es an Brot. Strom und Benzin sind knapp. In Tiflis lief die Einberufung der Reservisten weiter auf vollen Touren.

GUS-Außenminister lieben GUS

Moskau (dpa) — Für eine weitere Integration der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) hat sich Rußlands Außenminister Andrej Kosyrew bei einem Treffen der GUS-Außenminister am Montag in Moskau ausgesprochen. Kosyrew erklärte, die GUS sollte „von einem Überlebensmechanismus nach dem Zerfall der Sowjetunion zu einem Integrationsmechanismus“ werden.

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