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Maulkorb für Christoph Daum?

■ Der VfB Stuttgart vor dem Europacup-Entscheidungsspiel gegen Leeds United im Nou Camp von Barcelona

Berlin (taz) — Streng geheimgehalten werden bislang die Strategien, mit denen der VfB Stuttgart beim Entscheidungsspiel des Europacups der Landesmeister gegen Leeds United verhindern will, daß Trainer Christoph Daum zu viele Ausländer mitkicken läßt. Aufsehen erregte die Nachricht, daß die Schwaben mit Dubajic, Simanic (beide Jugoslawien), Knup (Schweiz) und Sverrisson (Island) all jene Akteure, die in der Schlußphase des Leedser Rückspiels verbotenerweise auf dem Platz standen, mit nach Barcelona nehmen will. In der katalanischen Hauptstadt wird am Freitag (20.15) nach dem Willen der UEFA ermittelt, wer in der zweiten Runde gegen die Glasgow Rangers spielen darf.

Der VfB Stuttgart hatte das Match in Leeds mit 1:4 verloren und sich damit dank des 3:0-Hinspielsieges für die nächste Runde qualifiziert. Die Daumsche Ausländerschwemme führte jedoch dazu, daß die UEFA die Partie als 0:3-Niederlage wertete. Eine Entscheidung, die bei den Engländern heftigen Unmut hervorrief. „Die UEFA hat uns übel mitgespielt“, schimpfte Vorstandsmitglied Nigel Pearson, die englische Presse verspuckte noch mehr Gift und Galle als gewöhnlich. Erst hatte Leeds den Ausschluß des VfB gefordert, dann darauf bestanden, das Spiel wenigstens auf eigenem Platz austragen zu dürfen. Schließlich verzichtete der englische Meister, getröstet durch die erwarteten Werbe- und Fernseheinnahmen, von denen die beiden Klubs je 40 bzw. 30 Prozent erhalten, jedoch darauf, in die Berufung zu gehen. „Wir wollen unter die Polemiken jetzt einen Schlußstrich ziehen und uns völlig auf das Spiel konzentrieren“, erklärte der Vereinsvorsitzende Leslie Silver.

Das Entscheidungsspiel soll nach Endspielregeln ausgetragen werden, gegebenenfalls also mit Verlängerung und Elfmeterschießen. Bedingungen, die einer erneuten Panik auf der Schwabenbank Vorschub leisten könnten. „Wir wollen alles tun, um zu gewinnen“, sagte Trainer Daum, „ich will jetzt aber keine Details über unsere Vorbereitung nennen.“ Manager Dieter Hoeneß ergänzte: „Wir haben alle Hände voll zu tun mit Organisatorischem.“ Das klingt gefährlich.

Wie in der schwäbischen Hauptstadt gemunkelt wird, erwägt Klub-Präsident Mayer-Vorfelder verschiedene Maßnahmen gegen neuerliche wahnhafte Auswechslungen in der Schlußphase. Die Variante, Daum und Hoeneß für die Zeit des Spieles auf der Finca von Bernd Schuster auf Ibiza zu internieren, wurde nach kurzer Diskussion verworfen. Wahrscheinlicher ist, daß den beiden spätestens in der Halbzeit ein Maulkorb umgebunden wird. Damit ist die Gefahr jedoch nicht gebannt, da besonders Daum über eine ausdrucksstarke Gestik verfügt. Handschellen sollen hier Abhilfe schaffen.

Die zusätzliche Verbrennung der überzähligen Trikots vor dem Spiel und die heimliche Entwendung aller verdächtigen Auswechsel-Nummerntafeln des UEFA- Beobachters gibt keine hundertprozentige Sicherheit. Es wird daher wohl alles darauf hinauslaufen, daß der überzählige Ausländer im Stile des Barden Troubadix gefesselt und geknebelt im Hotelzimmer zurückgelassen wird. Dennoch herrscht Skepsis in VfB-Kreisen. „Die kriegen es fertig und zaubern sogar noch einen fünften Ausländer aus dem Hut“, mutmaßt ein Insider. Matti

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