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Mit Sicherheit gegen Junkies

■ Vor dem Drob Inn: Privater Sicherheitsdienst schikaniert Abhängige / Rechtsanwalt klärt Hausverwalter auf: "Amtsanmaßung und Bedrohung"

schikaniert Abhängige

Rechtsanwalt klärt Hausverwalter auf: »Amtsanmaßung und Bedrohung«

Gewaltandrohung und Schikanen statt Beratungsgespräch und Spritzentausch: So stellt sich derzeit für Junkies die Situation in St.Georg dar. Mitarbeiter eines privaten Sicherheitsdienstes kontrollieren seit zwei Wochen auf Geheiß des Verwalters den Eingang des Drob Inn.

„Wir geben dir gleich zwei Gramm in Form von neun Millimetern“, derart mörderische Drohungen der beiden bewaffneten, aber nicht uniformierten Männer seien an der Tagesordnung, beklagen die MitarbeiterInnen des Junkie-Cafés.

250 Abhängige suchen täglich Hilfe im Drob Inn. Zwei Abmahnungen hat die Einrichtung bereits vom Grundstücksverwalter Hartmut B. bekommen, der das Drob Inn am liebsten wieder los wäre. Junkies und Dealer belagern seit Monaten den Bürgersteig vor der Einrichtung in der Kirchenallee — auch zum Ärger der anliegenden Geschäftsleute und AnwohnerInnen. In gemeinsamen Gesprächen versuchten die Projekt-MitarbeiterInnen mit der zuständigen Revierwache eine Lösung zu finden. Ein schwieriges Unterfangen, da eine ständige Polizeipräsenz die Arbeit des Projekts behindern würde. Dem Verwalter reichten diese Bemühungen offenbar nicht aus. Ohne Vorwarnung schickte er am 18.September die beiden Sicherheitskräfte vor das Drob Inn.

„Seitdem sind unsere Besucher verunsichert“, berichtet Mitarbeiterin Wiebke Köster. Auch sie selbst sei schon von den Männern verbal bedroht worden. Zudem würden die Junkies von den Sicherheitskräften aufgefordert, ihre Personalausweise zu zeigen: Nicht nur Bedrohung, sondern auch Amtsanmaßung, wie Rechtsanwalt Gerhard Strate den Verwalter aufklärte. Das Verhalten der Sicherheitskräfte stelle eine Verletzung des Mietvertrags dar, da sie die Abhängigen davon abhielten, die Kontaktstelle aufzusuchen. „Ich sehe keine Veranlassung, die Wache abzuziehen“, so die Antwort des Grundstücksverwalters.

„Wird der Senat gewährleisten, daß die amtsanmaßenden Ausweiskontrollen künftig unterbleiben“, will der grüne Abgeordnete Peter Zamory jetzt vom Senat in einer Anfrage wissen. „Bislang hatten wir keine offiziellen Anzeigen von bedrohten Personen“, berichtet Günter Gryzinski, Leiter der Revierwache Kirchenalle, „aber da sich die Klagen häufen, werden dem jetzt mal nachgehen.“ Sannah Koch

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