piwik no script img

Berichtigung

Manchmal hasse ich diese Berichtigungen, sie haben etwas Masochistisches (daß die Rubrik von einer Katholikin erfunden wurde, ist ja immer mal wieder gesagt worden, darf aber auch in Zukunft nicht vergessen, auf gar keinen Fall verdrängt werden). Findet man Fehler, soll man sie, der Tradition der Rubrik entsprechend, in lustiger Manier beichten (wo sie doch so oft peinlich sind!). Findet man keine, ist es fast doppelt schlimm, weil man dann unruhig wird, wegen der ausbleibenden Entlastungsmöglichkeit, der ins Leere gehenden Beichte, dem Gefühl, möglicherweise dicke Hunde übersehen zu haben und überhaupt; auch natürlich wegen der Punkthöhe (daß das mit den Längen, meist im Layout vorgegeben, quasi ein abgekartetes Spiel ist, wurde ja auch schon des öfteren dargelegt). Wie schön wäre es, einfach mal wohlgemut den Blick über den Seiten verweilen zu lassen wie der Herr über seinen Schäfchen? Sich an wohlgeratenen Wortgebilden zu freuen wie dem Anfang des Artikels über Pierre Schaeffer („Blau, tief dunkelblau glimmt das Portal der Eglise Saint Paul“); oder dem höchst trefflichen Haiku über unsere Meinungsseitenredakteurin Andrea Seibel („Ein Kostüm hat wirklich keine Mitte“); oder dem tiefgründigen Satz in Barbara Kernecks Moskau-Artikel („Die geistige Geschäftsgrundlage ist hops.“). Geht alles nicht. Statt dessen muß man unter irrsinnigem Zeitdruck (in den man natürlich ganz und streng nach Kants irgendwie auch katholischer Aufklärungsdefinition selbstverschuldet geraten ist) Zeilen schinden, Zeilen schinden, Zeilen schinden, Zeilen schinden, Zeilen schinden, Zeilen schinden, Zeilen schinden, Zeilen schinden, Zeilen schinden, Zeilen schinden, Zeilen schinden, Zeilen schinden, Zeilen schinden, bis... es auf wunderbare Weise dann wieder heißt: Es ist vollbracht. 702 Punkt!

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen