: Kröning ist scharf auf Trüpel-Millionen
■ Der Finanzsenator belebt den alten Konflikt aufs neue / Ein Spitzengespräch soll jetzt die Lage klären
„Was das soll, weiß ich auch nicht.“ Nicht nur die Grüne Karoline Linnert war gestern nachmittag ziemlich erstaunt, daß Finanzsenator Volker Kröning einen Altkonflikt der Ampel anscheinend neu beleben will. „Trüpel-Millonen“, heißt das Stichwort, und wir erinnern uns: Als die grüne Senatorin kurz nach dem Start der Ampel die Zuständigkeit für die Jugend wieder los wurde, erpokerten sich die Grünen dafür 14 zusätzlche Millionen für zusätzliche Projekte im Kulturbereich.
„Das war der Preis für den Bestand der Koalition“, erinnert sich Kulturstaatsrat Gerhard Schwandner. Doch vor die Ausgabe des Geldes hatten die Koalitionsparteien ein „groteskes Verfahren“ (Schwandner) gesetzt. Schwandner: „Das haben wir ja alles mitgemacht.“ Aber jetzt auf den letzten Metern des Hindernislaufs erhöht der Finanzsenator noch einmal die Hürden. Nur ein kleiner Restbetrag war es, der gestern die Staatsrätekonfernz passieren sollte. Doch da Krönings Ressort auf einmal „erheblichen Abstimmungsbedarf“ sieht, wurde die anscheinend so harmlose Vorlage erst einmal vertagt. Ein Chefgespräch zwischen Kröning und Trüpel soll Ende der Woche Klärung bringen. Zuvor beschäftigte sich gestern der Koalitionsausschuß mit dem Thema.
Karoline Linnert, die gestern abend für die Grünen in das oberste Klärungsgremium mußte, mutmaßte zuvor, daß Kröning das Finanzpaket noch einmal aufschnüren will, um mit dem Geld die bislang nicht finanzierte Sanierung des Focke-Museums zu betreiben. „Dies ist aber nicht der Wille des Haushaltsgesetzgebers“, erinnerte Linnert. Zwar stehe auch das Focke-Museum im Koalitionsvertrag, eine Finanzierung aus dem Geld für zusätzliche Projekte komme aber nicht infrage.
Andere spekulieren, daß diese Front im Koalitionsgerangel nur deshalb noch einmal aufgemacht wurde, um ein weiteres kleines As im Poker um das ebenfalls umstrittene Sanierungsprogramm in den Ärmel zu bekommen. Motto: „Ihr akzeptiert den Autobahnring um Bremen, und wir lassen euch die Kulturmillionen.“
Staatsrat Schwandner selbst blickt durch die Finessen bremischer Politik nach eigenen Angaben bisweilen auch nicht mehr durch: „Ich bin immer wieder verblüfft“, meinte er gestern. Und: „Man kann sich auch zu Tode dribbeln.“ hbk
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen