: Soundcheck: Modern Jazz Quartet / Ronny Jordan
SOUNDCHECK
Gehört: Modern Jazz Quartet. Pünktlich traten die vier Musiker in schwarzen Anzügen und rotem Tuch an der Brust vor den schwarzen Vorhang. Sanft begann es mit der verträumten Melodie „Softly As In Morning Sunrise“. Eine Komposition mit einer von Bach geliehenen Einleitung. Der Komponist aus Eisenach bzw. die europäische Musiktradition sollte bis zum letzten Ton präsent bleiben. „Don't Stop This Train“ hieß die zweite Komposition. Sie war kein Tribut an Coltrane, sondern ein jazziger Kanon von Bach. Der studierte Pianist, Komponist und Arrangeur John Lewis verbindet die Expression und die Überraschung des Jazz mit der ästhetischen und kontrollierten Vollkommenheit der abendländischen Musik. Der Vibraphonist Milt Jackson übernahm die jazzigen Phrasen und Percy Heath bewegte seine Finger im Blues-Tempo auf den Seiten des Kontrabasses. Nach fast zwei Stunden gab es langanhaltenden Applaus vom überwiegend grauhaarigen Publikum und vom jungen dienstschiebenden Feuerwehrmann. Nikos Theodorakopulos
Heute abend: Ronny Jordan. Zwischen der Jazz-Gitarren-Grundessenz Wes Montgomery und dessen Ersatzstoff George Benson entsteht immer wieder smooth-hand-Nachwuchs. Neuester Reifeprüfling: Ronny Jordan. Der Brite, der seit seinem vierten Lebensjahr musiziert, verbindet das leichte jazzy Spiel, mit dem Montgomery den Zweck der Gitarre im Jazz neu definierte, mit zeitgenössischer Groove-Kunst. Rap-, Soul- und Funkmatten unterliegen seiner technisch perfekten Stilistik, die allerdings manchmal auch ein wenig priesterlich daherkommt. Der eifrige Kirchengänger diszipliniert aber auch den Gospel für seine Zwecke. Resultat: Schöner Dessert-Jazz. tlb
Mojo Club, 22 Uhr
Außerdem: Ein weiterer Reggae Super Jam-Abend mit Gregory Isaacs und anderen (Große Freiheit, 20 Uhr) und ein volles Docks anläßlich des Konzerts der im hohen Gras des Mainstream verirrten ehemaligen Lieblingen des Wahnwitzes Suicidal Tendencies (21 Uhr) lassen vom Besuch St. Paulis mit dem Vierrad abraten.
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