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Ein bißchen Schweigen

■ Ampel völlig informationsneutral

Ein bißchen Schweigen

Ampel völlig informationsneutral

Kennen Sie den? Ein Mafioso zum anderen: Wieviel ist zwei mal vier. ..Acht. Peng erschießt der eine den anderen. Fragt ein dritter: Wieso hast Du das getan? — Antwort: Er wußte zuviel. Das kann in Bremen gar nie passieren, weil Verschwiegenheit erste Politikerpflicht ist. Und auf die zwei mal vier-Testfrage antwortet einer garantiert: „Darüber ist Stillschweigen vereinbart.“

Am Montag hat der Koalitionsausschuß bis tief in die Nacht getagt und hatte eine proppenvolle Tagesordnung: Alle Probleme dieser Stadt. Was Glück, daß Werder gewonnen hat, sonst hätten die garantiert noch die Aufstellung vom kommenden Samstag diskutiert.

Fragen wir doch mal nach. Beispielsweise den geschäftsführenden Herrn Neubrander von der FDP: Der umstrittene Verkehrswegeplan — „Da zeichnet sich eine Einigung ab, aber wir wollen den Senat abwarten.“ Gymnasien — „Da sagen wir noch was, aber später.“ Das Mißtrauensvotum gegen Sabine Uhl — „Das ist durchaus angesprochen worden, aber es ist Stillschweigen vereinbart.“ Der Drogenstrich — Journalisten fragen, Politiker brabra. Warum nicht mal die Grünen? Pressesprecherin Dagmar Bleiker: „Den Fraktionsvorstand brauchen Sie gar nicht zu fragen", von wegen Stillschweigen.

Doch wenn man denkt, es geht nicht mehr, kommt irgendwo ein Fax daher. Der Koalitionsausschuß hat beschlossen: Die Standortvorschläge für Gymnasien werden von der Reformkomission geprüft und der Senat entscheidet im Dezember. Beim Nachtflugverbot wollen die Grünen hart bleiben, selbst um den Preis der Koalition. Der Abschiebestopp für Kurden ist nicht durchzusetzen, weil der Bundesinnenminister seine Zustimmung verweigert. Die Senatsvorlage zur Verlegung des Drogenstrichs ist ohne große Diskussion zur Kenntnis genommen worden. Und Frau Uhl sollte sich überlegen, ob sie dem Mißtrauensantrag der CDU zuvorkommt. Aber wer sollte nach der letzten Senatssitzung all das noch ernstnehmen. J.G.

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