■ Hunger und Waffenstillstand in Mosambik
: Vom Krieg zum Krieg

Endlich herrscht Frieden in Mosambik — zumindest auf dem Papier. Die Ratifizierung des Friedensabkommens durch das mosambikanische Parlament war die letzte Hürde auf einem steinigen Weg, der mehr noch als in Angola von Unsicherheit geprägt war. Wo die Situation in Angola schwierig erscheint, besonders seit den Wahlen von Ende September, macht das mosambikanische Spiegelbild auf der anderen Seite des südlichen Afrika nur noch einen desolaten Eindruck: Viel mehr Menschen sind hier umgekommen, geflohen oder traumatisiert.

In Angola standen sich zwei straff geführte Lager gegenüber — in Mosambik ist die Kontrolle der jeweiligen Führer, besonders auf der Seite der Renamo- Guerilla, viel schwächer. Angola hat Öl und kann damit internationales Interesse wecken — Mosambik leidet Hunger, und der ruft international nur Stöhnen hervor.

Trotz aller Parallelen in der Kriegsentwicklung zwischen den beiden ehemaligen portugiesischen Kolonien geht Mosambik nicht unbedingt den Weg Angolas. Naheliegender scheint Somalia, wo der Zerfall des Staates und die Durchsetzung des Raubzuges als ökonomischem Verteilungsinstrument bisher von niemandem aufgehalten werden konnte. Die somalische Tragödie begann mit massiven Binnenfluchtbewegungen, mit der Vervielfachung obskurer, auf eigene Rechnung operierender Armeen — eine Voraussetzung, die auch in Mosambik gegeben ist. Sie endete mit der kompletten Zerstörung der Hauptstadt und einer faktischen Aufteilung des Landes zwischen rivalisierenden Kriegsherren — so weit ist Mosambik noch nicht, aber schon jetzt sind die wenigen Straßen des Landes unpassierbar genug, ist die Lebensmittelversorgung der versprengten Bevölkerung nicht gesichert und die Gewaltbereitschaft hoch.

Da UNO und Großmächte noch immer kein Konzept zur Lösung der somalischen Tragödie gefunden haben, ist zumindest darauf zu drängen, daß in Mosambik nicht nur die alten Fehler wiederholt werden. Die Hilfsorganisationen dürfen in ihren Versorgungsversuchen nicht wieder monatelang allein gelassen werden. Es darf sich nicht erst eine Schmuggel- und Plünderungsökonomie herausbilden, die das Interesse der Mächtigen des Landes an einer Rückkehr zu friedlichen Verhältnissen schwinden läßt. Schon heute ist Südafrikas Militär in der Lage, seine ehemaligen Renamo-Alliierten mit Nahrung zu versorgen anstatt mit Waffen. Dies darf kein Einzelfall bleiben. Es kann nicht nur die Gewalt der Vergangenheit honoriert werden — der Frieden der Zukunft ist ein ähnliches äußeres Engagement von außen wert. Sonst folgt Massentod auf Massenelend, und das Ergebnis des Waffenstillstandes wäre Krieg. Dominic Johnson