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Lokalkoloratur: Hanno Thurau

LOKALKOLORATUR

Eine traurige Nachricht steht heute an dieser Stelle. Hanno Thurau, der seit über dreißig Jahren dem Ohnsorgtheater und seinem Publikum treu war, ist tot. Freund Hein kam in der Nacht zum Donnerstag und beendete Thuraus Kontrakt mit der Bühne, auf der er seit seinem ersten Engagement gewirkt hatte. Am 21.September 1939 wurde Hanno Thurau in Hamburg geboren. Der gelernte Speditionskaufmann blieb von der Bühnengenossenschaft nicht lange unentdeckt. Sie verhalf ihm durch ein Begabtenstipendium zum Grundstein seiner Karriere. Edgar Bessen, ein Kollege aus der Zeit der Schauspielschule, brachte ihn 1961 an die niederdeutsche Bühne in den Großen Bleichen. Gerade in den sogenannten kleinen Rollen als zänkischer Fiesling, als nörgeliger Nachbar, als dezent vorwitziger Diener in gestreifter Weste, als kleinkarierter Buchhalter oder tapsiger Einbrecher fiel er durch seine Liebe zum Detail und seine für einen großen Komiker typische Präzision auf. Daß er ein sehr genauer Beobachter seiner Mitmenschen war, ließ sich an den von ihm belebten Charakteren ablesen und erleben. Sein Publikum verfiel dem Schauspieler, der Stars wie Heidi Kabel und Henry Vahl glänzen ließ und der bald selbst zum Star in seinem Metier wurde, zuletzt in der plattdeutschen Version von Brechts „Kleinbürgerhochzeit“, in der er die Mutter spielte. Widersprüchliche Typen waren seine Spezialität, und widersprüchlich mag es auch klingen, daß der Star unter den Chargen leidenschaftlich Fotografien von Film-Größen sammelte. In all den Haupt- und Nebenrollen, die er mit Begeisterung verkörperte, ließ er trotz des mit staubtrockenem Humor perfekt provozierten Gelächters immer auch die Kehrseite durchschimmern: den Melancholiker. jk

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