: Soundcheck: Souled American / Neville Brothers
SOUNDCHECK
Heute abend: Souled American. Im Kulturbetrieb wiederholt sich alles. In Kunst oder Musik etwas originär Neues zu schaffen, ist so gut wie ausgeschlossen, selbst das Recycling Altbekanntens stößt an seine Grenzen. Nur noch sehr selten tritt der Fall ein, daß selbst Insider einem Kulturprodukt fassungslos gegenüberstehen, so wie in puncto Souled American. Als das Quartett aus Chicago 1989 mit seinem Album Fe debütierte, hinterließ es erst einmal Unverständnis. So ruhig, so langsam dargebracht sperrte sich die Musik gegen jeden Vergleich. Was die vier beseelten Amis um Bandleader und Bassisten Joe Adducci offerierten, blieb bis heute einzigartig. Auf ihrem neuesten und inzwischen vierten Werk Sonny hat die Band einen Punkt erreicht, an dem die Langsamkeit des Songs pathologische Züge annimmt. Die Musik scheint stillzustehen und Adduccis klagende Texte letzter Ausbruch vor dem Delirium zu sein. Doch Souled American wissen sehr wohl, wie weit sie gehen wollen, jeder Ton ist genauestens austariert. Die Konsequenz, mit der dies geschieht, erzeugt Verwirrung und Unruhe zugleich. Zeit, die für die Band nicht mehr existiert, muß sich der Hörer nehmen, soll das Wesen von Souled American erkannt werden. Clemens Gerlach
Große Freiheit, 23 Uhr
Morgen abend: Neville Brothers. Es dürfte wenige Orte auf der Welt geben, an denen Musik einen vergleichbaren Stellenwert besitzt wie in New Orleans. Zwischen Mardi Gras-Karneval und Jazz&Heritage- Festival ist an der Wegkreuzung der Kulturen Platz für jede Musik und Bands wie die Neville Brothers beweisen seit Jahrzehnten, wie fruchtbar diese immerwährende Bestäubung sein kann. Karibisches und Südamerikanisches, Afrikanisches und Europäisches, neuerdings sogar Maori-Lieder finden Eingang in die Arbeit der vier Brüder. Neben Dr. John sind sie sicherlich die schillerndste Erscheinung aus Crescent City und seit einigen Jahren hat ihnen der kommerzielle Erfolg auch die Exotik geraubt, mit der sie in den achtziger Jahren in Europa noch etikettiert waren. Auch wenn ihrer aktuellen Produktion Family Groove ein wenig der Zauber älterer Werke fehlt, ist ein Konzert der Nevilles doch immer ein Lichtblitz in der Welt der Geschmacksverirrungen. tlb
Das Konzert findet nicht wie angekündigt in der Sporthalle, sondern in der Großen Freiheit statt, 21 Uhr
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