: Etwas Licht am Ende des globalen Umwelttunnels
■ Worldwatch-Institut sieht leichten Hoffnungsschimmer: Weniger Ozonkiller und weniger Geld für Rüstung/ Umweltschäden nehmen allerdings weltweit weiter zu
Berlin/Washington (taz/ap/dpa) – Es wird zwar global immer wärmer, und der Regenwald schwindet weiter, dennoch hat das Washingtoner Worldwatch-Institut jetzt erstmals Zeichen für einen globalen Wandel zum Besseren ausgemacht. In ihrem neuesten Bericht „Vital Signs“ machen die Wissenschaftler „etwas Licht am Ende des Tunnels aus“.
Während das Ozonloch nach wie vor drastisch weiterwächst, sei beispielsweise die Produktion des Ozonkillers FCKW seit 1987 um immerhin 46 Prozent zurückgegangen. Die Kindersterblichkeit habe von 155 Fällen bei 1.000 Kindern auf 63 Fälle abgenommen, und auch der Zigarettenkonsum sei deutlich zurückgegangen.
Die weltweiten Militärausgaben hätten bis 1990 auf 934 Milliarden Dollar abgenommen – ein Trend, von dem die Worldwatch-Wissenschaftler annehmen, daß er sich fortsetzt. Und die Zahl der Atomsprengköpfe in den Militärarsenalen sei auf 19.165 Bomben zurückgegangen, der niedrigste Stand seit Beginn der Aufrüstungswelle Anfang der achtziger Jahre.
Einige positive Signale sehen die Wissenschaftler auch beim weltweiten Energieverbrauch. Dazu gehört die deutliche Zunahme bei der Nutzung von Solarenergie und Windkraft und die Stagnation bei der Atomkraft. Die Windenergieerzeugung wachse mit 17 Prozent Zunahme am schnellsten von allen Energieträgern, auch wenn sie bislang erst ein Prozent der globalen Energieversorgung erreicht habe. Mit Wind könne man jetzt zwei große Atomkraftwerke überflüssig machen.
Die Atomkraft werde vor allem an ihren Kosten scheitern, prognostizierten die US-Forscher. Schon heute sei der Preis der Atomkraft an einem Punkt angekommen, daß sie einfach nicht mehr wettbewerbsfähig sei. Die weltweite Erdgasförderung stieg dagegen im achten Jahr in Folge auf ein neues Hoch. Das umweltfreundlichere Gas könnte „kurz nach dem Jahr 2000 das Öl als führende Energiequelle überholen“, heißt es in dem Bericht. Erdgas erzeugt bei seiner Verbrennung deutlich weniger Treibhausgas Kohlendioxid als andere fossile Energieträger.
Allerdings sehen die Wissenschaftler gerade im Energiebereich auch gravierende Fehlentwicklungen. So habe die Energieeffizienz weltweit im vergangenen Jahr erstmals in drei Jahrzehnten abgenommen. Nach dem Bericht konnten 1991 weltweit nur Waren für 2.310 Dollar aus einer Tonne Energie erzeugt werden nach Waren für 2.340 Dollar im Vorjahr. Das ist eine deutliche Trendumkehr. In der Bundesrepublik hatte die Effizienz seit der Ölkrise 1973 um 37 Prozent zugenommen, Japan hatte mit der gleichen Energiemenge sogar 50 Prozent mehr produziert, die USA nur magere 32 Prozent mehr.
Das Bevölkerungswachstum habe die Atomkriegsgefahr als schlimmste Bedrohung der Menschheit abgelöst, meinen die Worldwatch-Wissenschaftler. 1991 wuchs die Weltbevölkerung um 92 Millionen Menschen, wovon 80 Millionen in Entwicklungsländern geboren wurden. Zugleich habe die geschätzte Welternte 1992 mit 312 Kilogramm pro Kopf der Weltbevölkerung den niedrigsten Stand seit fünf Jahren erreicht. Aus den Meeren werden Worldwatch zufolge zu viele Fische gefangen. ten
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