: Miefige Spießer-betr.: "Staatsakt ohne Rut Brandt", "Erneut Bedenkliches", taz vom 14.10.92, "Das Porträt: Rut Brandt", taz vom 15.10.92
Betr.: „Staatsakt ohne Rut Brandt“, „Erneut Bedenkliches“, taz vom 14.10.92, „Das Porträt: Rut Brandt“, taz vom 15.10.92
Also wirklich, ES und Dorothee Winden. Das ist fast nicht zu glauben. Da wird erstmal auf Seite 2, die eigentlich politischen Hauptthemen vorbehalten ist, in Artikelform vermeldet, daß die vor zwölf Jahren von Willy geschiedene Rut nicht zu den Trauerfeierlichkeiten eingeladen wird. So weit, so schlecht (weil journalistisches Niveau Boulevardpresse). Daß dann auf der Kommentarseite daraus der Vorwurf der Spießigkeit gegen die erhoben wird, die Rut nicht eingeladen haben, stellt nun aber die Sache endgültig auf den Kopf. Wer sich darüber aufregt oder es ungerecht findet („hat sie nicht verdient“, D.Winden, taz vom 15.10.), hat offenbar selbst die muffigen Maßstäbe nicht ganz aus dem Kopf gekriegt: Eheleute haben solange was miteinander zu tun, wie sie verheiratet sind. Gottlob kann man sich heutzutage scheiden lassen, wenn's nötig ist. Und dann haben die ehemaligen Eheleute nichts mehr miteinander zu tun. Das sieht nur der Papst anders. Der ist für mich der Oberspießer. Ich halte es für den Ausbund an Spießigkeit und frauenfeindlich dazu, wenn Frauen nur definiert werden als die „Ex-Frau“ von dem und dem. Und nur als solche hätte Rut was beim öffentlichen Trauern verloren. [...] Martin Cramer, Berlin 30
Mit Bestürzung habe ich festgestellt, daß Rut Brandt nicht unter den geladenen Gästen war.
Rut Brandt repräsentierte jahrelang an der Seite ihres Mannes für dieses Land und hatte damit einen offiziellen – allerdings unbezahlten – Job inne. Es ist unglaublich und beschämend, diese feine Frau zu übergehen.
Ich stelle fest, daß dem Wunsch der letzten Ehefrau und nunmehrigen Witwe sehr schnell nachgekommen und diese Entscheidung als Folge der Antipathie zwischen den beiden Frauen erklärt wurde. Mit Animositäten zwischen Frauen läßt sich diese Fehlentscheidung nicht entschuldigen. Christa Skarda, Stuttgart
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