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Serge Klarsfeld gibt sich militant

„Solidaritätskomitee“ mit inhaftierten französischen Juden verübt Anschlag auf das Goethe-Institut in Paris/ Gedenktafel vom Rostocker Rathaus entfernt  ■ Von CC Malzahn

Berlin (taz) – Serge Klarsfeld, inzwischen wieder in Paris eingetroffen, fordert die Freilassung der drei französischen Juden, die in Rostock wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt und Gefangenenbefreiung angeklagt werden sollen. Sowohl der deutsche Botschafter in Paris als auch das französische Konsulat in Hamburg hätten sich in die Angelegenheit eingeschaltet. Das „Solidaritätskomitee“, das die Verantwortung für eine zerbrochene Fensterscheibe des Pariser Goethe-Instituts übernommen hat, droht inzwischen mit weiteren militanten Aktionen: Solange die Franzosen in Haft seien, müßten deutsche Institutionen mit „Zermürbung und Demütigung“ rechnen, erklärte ein anonymer Anrufer der Pariser Polizei.

Solche Aktionen seien „auf der einen Seite ganz gut, auf der anderen Seite aber schlecht“, äußerte sich Klarsfeld sybillinisch. Er könne sich durchaus vorstellen, daß deutsche Behörden das Ziel gewalttätiger Angriffe werden könnten, solange der „Deportationsvertrag für Roma“ zwischen Deutschland und Rumänien bestehe. Nächste Woche werde seine Frau, Beate Klarsfeld, nach Israel reisen, um die Kampagne gegen diesen Vertrag fortzuführen. Sein Sohn werde noch in dieser Woche beim UNO-Flüchtlingsrat in Genf vorstellig werden.

Die von den Demonstranten am Rostocker Rathaus angebrachte Gedenktafel wurde inzwischen auf Anordnung des Senats wieder abgenommen – der Text erschien den Stadtvätern zu provokativ. Auf ihr waren folgende Sätze zu lesen: „In dieser Stadt gingen Menschen im August 1992 erneut mit rassistischen Gewalttaten und Brandstiftungen gegen unschuldige Familien, Kinder, Frauen und Männer vor. Wir erinnern an die Millionen Kinder, Frauen und Männer, die – weil als Juden oder Sinti und Roma geboren – dem nationalsozialistischen Völkermord zum Opfer fielen. In einer einzigen Nacht unvergeßlichen Grauens wurden am 2.August 1944 die 3.000 noch lebenden Menschen im ,Zigeunerlager‘ von Auschwitz-Birkenau durch Gas ermordet. Diese Erfahrungen und historischen Verpflichtungen für das deutsche Volk müssen wachgehalten werden, um zu verhindern, daß sich die Gewalt und Menschenverachtung jemals wiederholen.“

Den ersten Satz wollte der Präsident der Bürgerschaft, Christoph Kleemann (Bündnis 90), streichen und durch die Worte „Wehret den Anfängen“ ersetzen lassen. Satz Nummer drei sollte völlig gestrichen werden. „Es gab in Rostock keine rassistischen Gewalttaten“, empörte sich der Referent des Präsidenten, Holger Jahns, gestern und machte sich Sorgen um eine saubere Geschichtsschreibung: „Man kann doch Lichtenhagen und Auschwitz nicht gleichsetzen.“

Nun steht die Gedenktafel im Keller der Bürgerschaft. Noch gestern abend tagte der Ältestenrat des Parlaments, um über den Verbleib der ungeliebten Inschrift zu entscheiden. „Die Chancen, daß das Thema auf die nächste Sitzung in einer Woche vertagt wird“, seien sehr groß, erklärte eine Mitarbeiterin.

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