: Tödliches Aids-„Wundermittel“
Los Angeles (dpa) – Zehn Aidskranke haben in den USA zwei Ärzte verklagt, weil sie von ihnen für illegale medizinische Experimente benutzt worden seien. Sie hatten von den Medizinern aus Los Angeles das nicht zugelassene Mittel Viroxan erhalten und monatelang auf eine Behandlung mit dem zugelassenen Medikament AZT verzichtet. Viroxan ist nach Auffassung der Gesundheitsbehörde in Washington nicht ausreichend getestet. Für seine Wirksamkeit gebe es keinen Anhaltspunkt. Viele medizinische Experten führen den Tod von vier Aidskranken durch Blutvergiftung, Lungenentzündung und andere schwere Infektionen auf Infusionen mit Viroxan zurück. Die beiden verklagten Ärzte verkauften das Präparat als „Wunderdroge“ und kassierten dafür von ihren Patienten etwa 450 bis 1.050 Mark pro Monat. Sie gelten als Beispiel für einen wachsenden Schwarzhandel mit ungenügend oder gar nicht erprobten Arzneien, der inzwischen einen Umsatz von einer Milliarde Dollar erreicht haben soll. Käufer und Konsumenten sind zunehmend verzweifelte Aidskranke. Nach Schätzungen lassen sich allein in Kalifornien Tausende von Aidskranken mit Viroxan behandeln, das der Radiologe Stephen Herman 1986 entwickelte und anfangs selbst herstellte. Er macht geltend, daß ihn die mit Ozon versetzte, sirupartige Flüssigkeit aus Zitrusextrakten von Krebs heilte und zahlreiche Aidskranke von ihren Symptomen befreite. Herman und sein „Partner“, der Arzt Valentine Birds, haben inzwischen wegen „falscher Propaganda“ und Verstoßes gegen die medizinischen Sicherheitsbestimmungen ihre Lizenz verloren. Für eine Anklage wegen fahrlässiger Tötung der vier Aidskranken reichten die Beweise nicht aus. Herman stellt das Mittel inzwischen nicht mehr selbst her. Er läßt es nun vom kenianischen Forschungsinstitut für Medizin in Nairobi testen, verhandelt mit China, Thailand, Mexiko, Südkorea und zahlreichen Entwicklungsländern über eine Vermarktung.
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