: Heldenlied der Löwen
■ UEFA-Cup: Eintracht Frankfurt – Galatasaray Istanbul 0:0
Frankfurt/Main (dpa) – 0:0 zu Hause, miserabel gespielt, nur noch Minimalchancen auf das lukrative Achtelfinale im europäischen UEFA-Pokal – von Enttäuschung oder Niedergeschlagenheit dennoch keine Spur. „Klar, wir haben schlecht gespielt“, meinte Axel Kruse, aber: „Jetzt wird es sogar ein bißchen einfacher, denn in Istanbul schießen wir bestimmt ein Tor.“ Und daß die Türken zwei schaffen könnten, kommt ihm gar nicht in den Sinn.
In die gleiche Kerbe schlägt auch Istanbuls neuer Chefcoach Karlheinz Feldkamp. „Ich weiß, was nun auf uns zukommt. Wir haben erst einmal gut gespielt und sind noch lange nicht weiter.“ In der Türkei müssen der zum neuen Volkshelden hochgejubelte Feldkamp und seine Elf nun umgekehrt mit dem Erfolgsdruck fertig werden, den sie durch ihr forsches Auftreten mit nicht endenwollender Laufarbeit erzeugt haben. Die türkischen Zeitungen sehen ihr Team allerdings schon eine Runde weiter: „Galatasaray schrieb in Frankfurt ein Heldenlied.“
Nach dem Abpfiff in Frankfurt begann nicht nur eine schlaflose Nacht für die Mannschaft Karlheinz Feldkamps, die in den frühen Morgenstunden mit einem Sonderflugzeug in Istanbul landete. Zehntausende Fans der rot-gelben „Löwen“ mit dem Kosenamen „Dschim-Bom-Bom“ zogen laut singend und hupend bis weit nach Mitternacht durch die Straßen der Stadt am Bosporus und riefen: „Istanbul wird das Grab Frankfurts sein.“ Zuvor hatte die Live- Übertragung als Straßenfeger die Zehn-Millionen-Metropole in eine Geisterstadt verwandelt.
Schlaflos waren auch die Nachbarn des deutschen Generalkonsulats in Istanbul, wo nach dem Spiel Hunderte von Fußballfans erschienen waren, um gegen das Verbrennen von türkischen Fahnen im Frankfurter Waldstadion zu protestieren. Auch in Frankfurt selbst gab es während und nach dem Spiel Krawalle. Nach der Verbrennung der Fahne waren aus den türkischen Blocks Feuerwerkskörper, Stöcke und andere Gegenstände geworfen worden, nach dem Abpfiff setzten sich die Ausschreitungen auch in der Frankfurter Innenstadt fort.
Galatasaray Istanbul: Hayrettin - Götz - Stumpf, Bülent, Muhammet, Okan, Tütüneker, Yusuf (80. Korkmaz), Tugay - Sükür, Mustafa (89. Bolic)
Zuschauer: 40.000
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen