■ Mit Taschengeldern auf du und du: Nix Invest in Ost
Wien (AFP/taz) – Drei Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs investieren westliche Firmen noch immer zu wenig, um den rezessionsgeplagten Wirtschaften in Osteuropa wieder aufzuhelfen. Ewa 12,6 Milliarden Dollar (rund 19 Milliarden Mark) flossen bislang in die Region, nur ein Bruchteil dessen, was zur Restrukturierung benötigt würde.
Lediglich Ungarn, das auf der Beliebheitsskala Platz eins erreicht, kann vergleichsweise zufrieden sein. Auf der Rangliste folgen die Tschechoslowakei und Polen, das Schlußlicht bilden die Balkan- und die GUS- Staaten. Laut einem Bericht, den die österreichische Bank Creditanstalt Anfang dieser Woche veröffentlichte, sind die instabile politische Lage und die Wirtschaftskrise in vielen ehemaligen Ostblockstaaten der Hauptgrund, warum westliche Investoren sich zurückhalten. Demgegenüber machen niedrige Löhne und vorhandene Absatzmärkte Investitionen nur wenig attraktiver.
In Ungarn haben Auslandsinvestitionen inzwischen ein Volumen von vier Milliarden Dollar erreicht. „Unsere Importe und Preise sind zu 90 Prozent liberalisiert, und Ungarn hat außerdem stabile politische Verhältnisse“, erklärt Ungarns Außenhandelsminister Béla Kádár die Beliebtheit seines Landes bei ausländischen Firmen. In der CSFR hatten die entschlossenen Privatisierungspläne 1992 eine große Zahl ausländischer Kapitalanleger angelockt. Die vorgesehene Teilung des Landes führte jedoch bei vielen Firmen zu einer größeren Zurückhaltung. Insgesamt wurden hier bis Mitte des laufenden Jahres eine Milliarde Dollar investiert. Auch Polen gerät zunehmend in den Blickpunkt investitionsfreudiger westlicher Unternehmen, die bisher ebenfalls etwa eine Milliarde Dollar angelegt haben. Insbesondere US-amerikanische Firmen wären offenbar bereit, noch mehr zu investieren – wären da nicht die unklaren politischen Verhältnisse, die vor allem durch häufige Regierungswechsel zum Ausdruck kommen.
Nahezu unbeachtet von den ausländischen Investoren blieben dagegen Rumänien, Bulgarien und die Nachfolgestaaten Jugoslawiens. In der ehemaligen UdSSR beträgt das angehäufte Auslandskapital bis jetzt vier Milliarden Dollar. Allerdings beabsichtigt eine Vielzahl westlicher Firmen in den kommende Jahren in Rußland und den anderen Nachfolgestaaten der einstigen Weltmacht zu investieren.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen