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Ein Ziel: weniger Chemie im Tee

■ »Teekampagne« will Verbrauchern Vorteile verschaffen und dem Handel Gewinne abknöpfen / Dritte-Welt-Läden kritisieren: Es gibt keine höheren Löhne für die Teeproduzenten

Darjeeling im indischen Bundesstaat Bengalen. Hier an den Hängen des Himalaya wachsen die Teesträucher, begünstigt durch intensive Gebirgssonne und niedrige Nachttemperaturen, nur langsam — Voraussetzung für das besonders ausgeprägte und liebliche Aroma dieser Sorte, der feinsten und teuersten der Welt. Darjeeling — Objekt der Begierde auch der Teekampagne. Sie wurde von Wirtschaftspädagogen der Freien Universität Berlin gegründet mit dem Ziel, die überhöhten Preise des deutschen Teehandels zu „knacken“, die verkrusteten Strukturen des Marktes aufzubrechen. Verbraucherfreundliche Preise, „Produktwahrheit“ und hervorragende Qualität sind ihr Anliegen. Anstelle eines breiten Sortiments wird nur eine Sorte zeitlich begrenzt verkauft: Darjeeling eben. Dreiviertel davon geht über Versand, der Rest über Depots. Weil der Kunde selbst seinen Vorrat hält, entfällt die teure Lagerhaltung des Händlers. Durch Tüten von einem Kilogramm wird Verpackung gespart. Stark gemacht hat sich das Projekt vor allem gegen die Fälschung des Champagners unter den Teesorten: Nur 10000 Tonnen Darjeeling werden jährlich geerntet, aber 40000 verkauft. Qualität hat ihren (Markt-)Preis, so die Ansicht der Kampagne. Weitere Prämissen: weniger Chemie im Tee und ein verantwortungsvoller Umgang mit den Produzenten in den Entwicklungsländern. Als ausdrückliches Dritte-Welt-Projekt jedoch versteht sich die Teekampagne nicht, sie geht vielmehr von einem marktwirtschaftlichen Ansatz aus.

An dieser Stelle entbrannte im letzten Jahr eine heftige Diskussion zwischen Dritte-Welt-Läden und Teekampagne. Der angebotene sehr rückstandsarme Tee freut uns Verbraucher. Für die Kontrolle ist auch mitentscheidend, wann das letzte Mal vor der Ernte gespritzt wurde. Sie sagt jedoch weniger über die Menge an Kunstdünger und Pestiziden aus, die in der langen Wachstumszeit des Teestrauches eingesetzt werden und eine unmittelbare Gefahr für die Gesundheit der Arbeiter darstellen. Dagegen hält die Teekampagne, daß das Etikett „Biotee“ in vielen Fällen zu Unrecht verwendet wird. Der Dritte-Welt-Handel setzt sich für eine Verpackung im Herstellerland zur Schaffung von Arbeitsplätzen ein und zahlt einen von den Schwankungen des Weltmarktes unabhängigen Mehrpreis.

Von der Teekampagne gibt es keinen erhöhten oder gar doppelten Lohn an die indischen Arbeiter. Sie wehrt sich auch gegen das in Abhängigkeit führende Spendenkonzept. Hingegen fließen seit 1988 Gewinnausschüttungen in ökologisch und sozial verträgliche Projekte, bis heute insgesamt rund 400000 Mark.

Ein Pilotprojekt ist die Plantage Namring in Darjeeling. Rund 20000 Menschen vom Volk der Guhka leben hier. Die steilen Hänge, Abholzung und jahrelange Monokultur haben zu starker Bodenerosion geführt. Gemeinsam mit Arbeitern und Plantagenbesitzern setzt man sich für die Wiederaufforstung ein, unter anderem auch mit Orangen- und Maulbeerbäumen für Seidenraupen, ein Nebenerwerb der Arbeiter. Ebenso wird ökologisch verträglicher Anbau gefördert. Erst seit dem Handel mit der Teekampagne werden hier wieder Gewinne erzielt, die Lebenssituation der Menschen hat sich deutlich gebessert. Gabi

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