: Es weihnachtet im Kohl-Kabinett
■ Kommt die Regierungsumbildung vor Weihnachten?
Bonn (taz) – Noch vor dem Fest? Diese bange Frage stellte die Frankfurter Allgemeine Zeitung sich und uns gestern. Noch vor dem Fest nämlich, vermutet das Blatt, könnte Helmut Kohl weiteres Personal auf der Regierungsbank auswechseln. Vom großen Revirement, das seit Jahresbeginn im Gerede ist, spricht allerdings keiner mehr. Nachdem unfreiwillig oder ungeplant zwei der Altvorderen in den Ruhestand getreten sind, fehlt der Nachwuchs für glanzvolle Neubesetzungen. Volker Rühe (CDU) mußte Stoltenberg ablösen, Klaus Kinkel (FDP) den guten, alten Genscher, worauf in der Justiz ein neues Gesicht, nämlich Leutheusser-Schnarrenberger nötig wurde.
Auch die CSU hat ihr Scherflein zur Auffrischung des Kabinetts Kohl bereits gegeben, als Horst Seehofer (CSU) der schon fast vergessenen Gerda Hasselfeld folgte.
Allzuviel hat die FAZ denn auch nicht im Angebot: Landwirtschaftsminister Ignaz Kiechle (CSU) hat wohl so recht keine Lust mehr. Er soll Kanzler Kohl angeboten haben, auf Nimmerwiedersehen seinen Stuhl im Kabinett zu räumen.
Wolfgang Bötsch, derzeitiger CSU-Landesgruppenchef hat dem Vernehmen nach keine innere Beziehung zu diesem Ressort – obwohl er nun eigentlich dran wäre. Vielleicht könnte er Forschungsminister statt des wechselreifen Heinz Riesenhuber werden, während der bisher einem größeren Publikum unbekannte Jochen Borchert (CDU) die Landwirtschaft übernehmen könnte. Der ist 52 Jahre alt, Landwirt aus Nordrhein-Westfalen und derzeit noch haushaltspolitischer Fraktionssprecher. Aber dem früheren Würzburger Oberregierungsrat Bötsch fehlt, wie die FAZ wissen läßt, auch für die Forschung der Sinn, so daß sich die Post anböte.
Riesenhuber, Postminister Schwarz-Schilling und Umwelt- Töpfer, diese drei sind FAZ-Kandidaten für das Ausscheiden aus dem bisherigen Amt – zwei davon, nämlich Töpfer und Riesenhuber, gelten gleichzeitig als potentielle Trumphkarten für neue Ministerämter. Eine Abschiebung von Töpfer nach Brüssel, wo er als EG- Kommisar wirken könnte, soll nicht mehr zur Diskussion stehen.
Wir verstehen die FAZ, die schließlich fragt, ob sich Kabinettsumbildungen überhaupt lohnen. tib
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