: Kirche stützt Stolpe
■ Brandenburgs Ministerpräsident wird aber auch Nähe zur Stasi vorgehalten
Berlin (epd) – Die Leitung der evangelischen Kirche in Berlin- Brandenburg hat dem wegen seiner Stasi-Kontakte kritisierten Potsdamer Ministerpräsidenten Manfred Stolpe den Rücken gestärkt, gleichzeitig aber seine Verhandlungstaktik mit staatlichen Stellen in der DDR kritisiert. Der frühere Konsistorialpräsident habe sich bei der Erledigung seines kirchlichen Auftrages ins Zwielicht begeben, vielleicht auch Fehler gemacht, heißt es in einer am Montag in Berlin veröffentlichten Erklärung. Im Rahmen des im SED-Herrschaftssystem Möglichen habe Stolpe in seinem über 30jährigen kirchlichen Dienst „für die Kirche, für die Menschen in der DDR und für den Zusammenhalt der Deutschen viel erreicht“. Die Kirchenleitung nahm damit erstmals ausführlich zu den Gesprächen und Verhandlungen zwischen Kirche und Staat in der DDR Stellung. Bischof Kruse verwies darauf, daß die Kirchenleitung Stolpe großes Vertrauen entgegengebracht und auf eine Kontrolle weitgehend verzichtet habe. Selbstkritisch wird darauf verwiesen, daß die Kirchenleitung zu DDR-Zeiten zu wenig gefragt habe, auf welche Weise Stolpe seinen Auftrag wahrgenommen habe. Es müsse heute gefragt werden, ob in der Kirchenleitung, der Stolpe als Konsistorialpräsident von 1982 bis 1990 angehörte, nicht die schwierigen Kontakte zu den staatlichen Stellen hätten thematisiert werden müssen. Betont wird zudem, daß in der Kirche die Übereinkunft bestand, mit dem Staatssicherheitsdienst keine Gespräche auf eigene Faust zu führen. Ein ständiger Gesprächskontakt sei nur zu verantworten gewesen „bei Rückkoppelung des Betreffenden mit denjenigen, die ihn in seinen Dienst berufen hatten“. Zu Stolpes Stasi-Kontakten heißt es, sie hätten zweifellos eine kontroverse Diskussion ausgelöst, wenn ihr Ausmaß damals bekannt gewesen wäre. Möglicherweise habe der frühere Kirchenjurist auch seine Einflußmöglichkeiten auf die Staatsmacht über den Weg des Staatssicherheitsdienstes überschätzt und die Auswertbarkeit der von ihm vermittelten Informationen unterschätzt.
Wie Stolpe sei allerdings auch die Kirchenleitung bemüht gewesen, „Provokationen zu vermeiden, den Staat nicht zu sehr zu reizen, Verständnis für gewisse Interessen des Staates zu haben“. Dies sei auch eine weitverbreitete Meinung in den Gemeinden gewesen.
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