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Wünsche blickt jetzt nach Barmbek

■ Immobilienhändler Kai Wünsche beantragte Umwandlung von 233 Wohnungen in Barmbek-Nord / Mieter wehren sich

/ Mieter wehren sich

Immobilienhändler Kai Wünsche schlägt wieder zu. Nachdem der ehemalige FDP-Politiker bereits für 186 Fuhlsbüttler Wohnungen Abgeschlossenheitsbescheinigungen, die Voraussetzung für eine Umwandlung von Miet- in Wohneigentum, beantragt hat, ist nun Barmbek dran. Wie die taz aus zuverlässiger Quelle erfahren hat, beantragte Wünsche im Oktober beim Bezirksamt Nord 233 Wohnungen für baurechtlich „abgeschlossen“ zu erklären.

Sie stammen alle aus dem Bestand des „Bauvereins zu Hamburg“, dessen Aktien zu 90 Prozent in der Hand der Wünsche-Unternehmensgruppe liegen. Betroffen sind die Steilshooper Straße 246-248, der Elligersweg 69-85 sowie der Plathweg 1-9 und 2-22. Außerdem beabsichtigt Wünsche, sich auch für den Hauskomplex Stuvkamp 6-14 die heißbegehrte Bescheinigung zu besorgen; sein erster Anlauf im Frühsommer scheiterte aus formalen Gründen. Die SPD Barmbek-Nord hat wegen der drohenden Umwandlungsgefahr für den heutigen Abend zu einer Informationsveranstaltung für die betroffenen MieterInnen aufgerufen. Treffpunkt: 19.30 Uhr im Musiksaal der Grundschule Heinrich-Helbing- Straße 50.

Auf dem MieterInnen-Treff werden auch die BewohnerInnen der Fuhlsbüttler Wünsche-Häuser anwesend sein. Ihr Ziel: Der Zusammenschluß mit den Barmbeker LeidensgenossInnen, um sich gemeinsam möglichst effektiv gegen Wünsches Umwandlungsgelüste zu wehren.

Mit der drohenden Umwandlungslawine beschäftigt sich heute auch die Bürgerschaft in ihrer aktuellen Stunde. Die Rollenverteilung zwischen den Parteien ist dabei schon vorher klar. Die regierenden Sozialdemokraten werden von der Bonner Koalition schnelle und effektive Gesetzgebungsmaßnahmen fordern, um die Umwandlungslawine zu stoppen. Sie kann dabei auf eine Hamburger Bundesratsinitiative verweisen, deren Kern die Verlängerung der Kündigungsfrist umwandlungsbedrohter Mieter von fünf auf zehn Jahre sowie die Abschaffung steuerlicher Vorteile beim Erwerb einer Eigentumswohnung ist.

Dagegen, so ist zu erwarten, werden vor allem die Liberalen Sturm laufen, die die staatliche Finanz-Förderung von Wohneigentum keinesfalls beschnitten sehen wollen. CDU und GAL hingegen werden die Hamburger Sozialdemokraten in die Pflicht nehmen. Ihre Forderung: soziale Erhaltenssatzungen für besonders von der Umwandlungswelle betroffene Stadtteile, die einen besseren Mieterschutz gewährleisten und der Stadt ein Vorkaufsrecht für alle Häuser zusichern, die den Besitzer wechseln. Marco Carini

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