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Ravensbrück

■ betr.: "Wieder Anschlag auf KZ-Mahnstätte", taz vom 24.10.92

Betr.: „Wieder Anschlag auf KZ-Mahnstätte“, taz vom 24.10.92

Meine Mutter hat fast zwei Jahre in Ravensbrück gelitten und gleichwohl nicht überlebt... Als direkt Betroffener bin ich zutiefst empört über den neuen Anschlag auf eine KZ-Gedenkstätte. Ich bin wortlos, daß die zuständigen Behörden die Öffentlichkeit tagelang nicht informierten. Wer jetzt noch immer an gezielten Aktionen rechtsextremistischer Gruppen oder Einzelner zweifelt, der ist nicht zu belehren.

Wenn schon keine große Hoffnung besteht, die Täter bald zu fassen und dann – ohne Bewährung – zu bestrafen, so möchte ich hier (erneut) fordern, daß entsprechende Objekte besser geschützt werden. Dem einzelnen Wachmann jedenfalls, der durch sein entschlossenes Handeln Schlimmeres verhinderte, danke ich persönlich ganz herzlich.

An die Adresse der Täter möchte ich den Bannsatz richten: Wer so handelt, mordet zum zweiten Male.

Am Massengrab meiner Mutter (August 1992)

Als sie das Lager befreiten,

konnten sie Deine Kräfte nicht

mehr befreien.

Du hattest länger überlebt,

weil ich lebte.

Das Leben wurde Dir genommen,

weil Du mir das Leben gegeben

hattest.

Es ist Dir nicht umsonst genommen

worden.

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