: Dasa frißt Fokker
■ Die Daimler-Tochter übernimmt den niederländischen Flugzeugkonzern
München/Amsterdam (dpa) – Die Verhandlungen über den Mehrheitseinstieg der Deutsche Aerospace AG (Dasa) bei dem niederländischen Flugzeugbauunternehmen Fokker NV sind nach monatelangem zähem Ringen abgeschlossen. Wie die zum Daimler- Konzern gehörende Luft-, Raumfahrt- und Rüstungsholding Dasa gestern bestätigte, wurde eine Einigung mit dem niederländischen Wirtschaftsministerium über die noch strittigen Punkte erzielt. Noch in dieser Woche werde der Rahmenvertrag über den Erwerb von 51 Prozent an Fokker unterzeichnet; laut Brancheninformationen soll die Dasa die Anteile für 800 Millionen Mark erwerben.
Ein endgültiger Vertragsabschluß wird die Zustimmung des niederländischen Parlaments und der Aufsichtsratsgremien beider Unternehmen erfordern. Der Dasa-Vorstand rechnet allerdings damit, daß eine Vertragsunterzeichnung zügig erreicht werden kann. Der niederländische Staat hält 31,8 Prozent der Fokker-Aktien. Die Dasa will diese Anteile übernehmen und den Rest über eine Kapitalspritze an dem Flugzeugbauer erwerben, der mit erheblichen finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen hat.
Bis zuletzt war um den Übernahmepreis, Programme und Arbeitsplätze gerungen worden. Massive Proteste der Gewerkschaften und Schlagzeilen in der niederländischen Presse über einen „Ausverkauf des Kronjuwels der niederländischen Industrie“ begleiteten die Verhandlungen. Über ein grundsätzliches Verhandlungspaket hatte sich die Dasa mit dem niederländischen Wirtschaftsministerium bereits Ende Juli verständigt. Darin war vereinbart worden, daß Fokker bei Regionaljets mit 65 bis 130 Sitzplätzen die Systemführerschaft behält, also weiter selbst Flugzeuge in den Niederlanden entwickeln und weltweit verkaufen kann. Die industrielle Führung wird jedoch von der Dasa übernommen. Garantien für bestimmte Flugzeugprogramme wollte die Daimler-Tochter nicht geben. Die Dasa hat also letztlich das Sagen, obwohl sie der niederländischen Regierung ein dreijähriges Vetorecht bei allen Entscheidungen zugestand. Durch den Dasa-Einstieg bei Fokker wird die Dasa zum größten europäischen Regionalflugzeughersteller.
Die Dasa erwartet 1992 einen Umsatz von 16 bis 17 Milliarden Mark; Fokker machte 1991 einen Umsatz von 3,4 Milliaden Mark.
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