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Wieder Krieg in Angola

■ Angolas Wahlverlierer Unita greift zu den Waffen/ Mehrere Provinzstädte erobert/ Angriffe auch auf Luanda

Johannesburg/Luanda (taz/AP/ dpa) — Der Bürgerkrieg in Angola ist wieder voll entbrannt. Die ehemalige Rebellenbewegung Unita, die im September die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen verloren hatte, nahm in den letzten Tagen mehrere Städte ein. Gestern weiteten sich die Kämpfe auf die Hauptstadt Luanda aus.

Am Mittwoch abend hatte der Befehlshaber der im Lande stationierten 600 UNO-Beobachter, der nigerianische General Edward Unimna, von Truppenbewegungen der Unita gesprochen, die sieben Kleinstädte der Provinz Huambo besetzt habe. Unita-Führer Savimbi hatte sich nach seiner Ablehnung der Wahlergebnisse in die Provinzhauptstadt Huambo zurückgezogen, die als Unita-Hochburg gilt. Unita zufolge begannen die bewaffneten Auseinandersetzungen, als die Polizei am Donnerstag abend auf eine Demonstration von Unita-Anhängern in der Stadt das Feuer eröffnete. Die Regierung gab an, daß Unita- Truppen den Sitz des MPLA-Gouverneurs der Provinz angegriffen hätten. Der ist mittlerweile geflohen. Am Freitag morgen wurde in der Stadt weiter gekämpft, nachdem die dort stationierten UNO- Beobachter vorübergehend eine Feuereinstellung erreicht hatten. Die Kämpfe wurden als die schwersten seit Beendigung des Bürgerkriegs im Juli bezeichnet.

Unita-Streitkräfte sollen nach Rundfunkberichten auch den strategisch wichtigen Hafen von Lobito unter ihrer Kontrolle halten. Eine Sondertruppe der Polizei konnte den Hafen bislang nicht zurückerobern.

In Luanda selbst griffen Unita- Soldaten der Regierung zufolge am Donnerstag abend den Flughafen der Hauptstadt an. Bei der Bombardierung einer Wohngegend in der Nähe des Flughafens und bei dem Versuch der Unita- Truppen, ein Munitionslager einzunehmen, kamen mindestens 15 Menschen ums Leben.

Die Regierungspartei MPLA hatte die Parlamentswahlen vom September deutlich gewonnen, Dos Santos konnte mit knapp unter 50 Prozent jedoch in den Präsidentschaftswahlen nicht die notwendige absolute Mehrheit erzielen. Das macht eine zweite Stichwahl zwischen Dos Santos und Savimbi notwendig. Verhandlungen zwischen MPLA und Unita, in denen anfangs auch Südafrika zu vermitteln versuchte, sind inzwischen festgefahren.

Politische Beobachter sind der Meinung, die Offensive der Unita diene nicht einer vollständigen Machtergreifung, sondern habe eher zum Ziel, die sowieso von der Organisation kontrollierten Gebiete Angolas abzusichern. Insbesondere die Angriffe auf Luanda seien dazu geeignet, internationale Aufmerksamkeit von Süd- und Zentralprovinzen abzulenken, wo die Unita im Hinblick auf eine faktische Zweiteilung des Landes im Begriff ist, die politische Kontrolle zu festigen.

Berichte, daß südafrikanische Militäreinheiten in den letzten Tagen in den Süden Angolas transportiert worden seien, wurden gestern von Außenminister Pik Botha scharf dementiert. Die oppositionelle südafrikanische Wochenzeitung New Nation berichtete am Freitag in Johannesburg ohne Quellenangabe, daß das berüchtigte 32. Bataillon der südafrikanischen Armee diese Woche nach Angola verlegt worden sei. „Ich bestreite das kategorisch als vollkommen unwahr“, sagte Botha vor der Presse in Pretoria. Der angolanische Minister Lopo do Naschimento, der sich zu Gesprächen mit der südafrikanischen Regierung in Pretoria befand, sagte bei derselben Pressekonferenz, seine Regierung habe „keine Berichte aus zuverlässigen Quellen“, die diesen Vorwurf bestätigten. New Nation zitierte auch ein angebliches Geheimdokument des südafrikanischen Außenministeriums, das die Beteiligung der Unita an einer gemeinsamen Regierung mit der MPLA fordert. Die MPLA hat diesem Vorschlag schon zugestimmt. Savimbi hat sich dazu jedoch bisher nicht bereit erklärt. hbr

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