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Per Antrag den Wert des Hauses vervielfacht

■ Kai Wünsches Bau Verein kaufte Electrolux-Haus in Altona/Vorübergehend Flüchtlingsunterkunft und dann Verkauf?

in Altona / Vorübergehend Flüchlingsunterkunft und dann Verkauf?

Wenn es um geschickte Immobiliengeschäfte geht, hat der Großunternehmer Kai Wünsche immer einen guten Riecher oder gute Connection: Zuerst kaufte die Wünsche AG das Electrolux-Haus in Altona, vorübergehend sollen dort nun Flüchtlinge untergebracht werden, vermutlich bis der Komplex wieder gewinnträchtig verscherbelt werden kann.

Als der zum Wünsche-Konzern gehörende Bau Vereindas Electrolux-Haus an der Max-Brauer Allee/ Holstenstraße vor einem Jahr vom schwedischen Konzern kaufte, schlug der Kaufpreis in der Wünsche Bilanz (1.6 Milliarden Mark Umsatz) wohl eher als Schnäppchen-Kauf zu Buch. Nun scheint das Areal für den FDP-Politiker, der 44 Prozent des Aktenkapitals an der Wünsche AG hält, zum außerordentlichen Schnäppchen zu werden.

Obwohl auf dem Grundstück lediglich eine Bebauung von 8000 Quadratmetern Nutzfläche zulässig ist, stellte der Bau-Verein einen Antrag für einen 15000 Quadratmeter-Neubau. Und siehe da: Die drei großen Fraktionen der Altonaer-Bezirksversammlung - nur die GAL-Fraktion stimmte gegen den Plan - genehmigten dem Bau Verein sogar einen neuen 16000 Quadratmeter-Komplex.

Doch vieles spricht dafür, daß der Wünsche Bau Verein, der momentan wegen der Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen in Negativ-Schlagzeilen geraten ist, dort selbst gar nicht bauen, sondern dies lieber einem anderen Interessenten überlassen möchte. Für den Bau Verein hätte sich das Engagement dennoch gelohnt: Mit dem neuen Bauantrag im Koffer ist das Areal in der inneren westlichen City von einem Tag auf den anderen im Wert kräftig gestiegen. Der Altonaer Bezirksabgeordnete und Bauexperte Olaf Wuttke (GAL): „Nach der Erteilung der Baugenehmigung ist das Grundstück mindestens das Dreifache wert.“

Da nun eine solche Immobilie nicht auf dem Ladentisch gehandelt

1wird - ein möglicher Interessent für einen Neunbaukomplex vor dem Kauf natürlich eine Planungphase braucht - hat sich Wünsches Bau Verein offensichtlich etwas ganz Raffiniertes einfallen lassen, das sich in diesen Zeiten sogar noch als fortschrittlich-progressiv verkaufen läßt. In das seit kurzem leerstehende Gebäude sollen bis zum Abriß Flüchtlinge untergebracht werden.

Wuttke: „Mit dieser Genehmi-

1gung kann Wünsche das Grundstück nicht nur spekulativ veräußern - in der Zwischenzeit füllt die Sozialbehröde ihm das leerstehende Haus und die Kassen.“ Und 1000 Mark pro Flüchtling im Monat liegen da schon drin. Zudem besteht kaum ein Riskiko, durch längerfristige Verträge einen möglichen Verkaufsdeal zu gefährden. Wuttke: „Wir wissen, daß entsprechende Verhandlungen mit dem Altonaer Bezirksamt und der Sozial-

1behörde laufen.“

Um die entstandene Verwirrung und Gerüchteküche im Stadtteil über ein mögliches Flüchtlingsheim an der Max-Brauer Allee schnell zu beseitigen, fordert die GAL vom Altonaer Bezirksamt umgehend Aufklärung. Wuttke: „Es ist nichts schädlicher für ein verträgliches Miteinander von Einheimischen und Flüchtlingen, als wuchernde Gerüchte ohne präzise Informationen.“ Kai von Appen

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