Teures Vergnügen: Schule für Kinder von fahrenden Gesellen

Kinder von Zirkusleuten, Schaustellern und Binnenschiffern haben ein gemeinsames Problem: die Schule! Nicht, weil sie ungewöhnlich wenig Lust haben, zur Penne zu gehen, sondern weil sie im Gegenteil oft einfach keine Möglichkeit haben. Dies liegt nicht nur am mangelnden Angebot, sondern auch an den hohen Kosten für einen Heimaufenthalt oder mitfahrende Lehrer. Dies beklagte gestern in Hamburg Werner Dollinger, Vorsitzender eines entsprechenden Interessenverbandes.

Der ehemalige Verkehrsminister, der sich in dem Verband „Berid“ zur Förderung der schulischen Erziehung von Kindern dieser Berufsgruppen engagiert, betonte vor Journalisten: „Auch diese Kinder haben das Recht auf eine angemessene Schulausbildung!“ Außerdem, sagte Dollinger weiter, hätten sie mit einer schlechten Ausbildung kaum Möglichkeiten, einen anderen Beruf zu wählen als ihre Eltern. Wegen der immensen Kosten — der größte Teil der Kinder lebt in Heimschulen — scheuen viele Eltern vor dieser Unterbringungsform zurück. Je nach Bundesland müssen sie monatlich bis zu 3000 Mark für diese Schulform zahlen.

Schuld daran ist das deutsche Kinder- und Jugendhilfegesetz, in dem diese Kostenbeteiligung festgeschrieben ist. In Holland und Frankreich ist dies anders geregelt: Dort zahlen Eltern nur die Verpflegungskosten. Eine einheitliche Regelung nach diesem Vorbild auch in Deutschland durchzusetzen, hat sich „Berid“ vorgenommen. Daher bemüht sich Dollinger derzeit um Gespräche mit Bundesministerien, Landtags- und Bundestagsfraktionen, um zu einer einheitlichen Auslegung des Kinder- und Jugendrechts zu kommen. ach