: Schöner Wohnen und sparen
■ Pilot-Projekt: 51 neugebaute Öko-Wohnungen für ältere Menschen in Bremen-Lesum
Zuerst investiert der Bremer Umweltsenator kräftig, dann bezahlen rund 70 ältere Menschen nur noch halb so viel Energiekosten an die Stadtwerke, und Bremen hat ein ökologisches Vorzeige-Objekt: Wenn's klappt, werden Ende 1993 in Bremen-Nord vier Neubauten mit 51 Sozialwohnungen für ältere Menschen bezugsfertig sein — höchst ökologisch geplant als Niedrig-Energie-Häuser. Wie sich das sozialpolitisch Wünschenswerte mit dem ökologisch und ökonomisch Sinnvollen in diesem Pilot-Projekt verbinden soll, das erklärte gestern der Referent des Umweltsenators, Edo Lübbing, vor JournalistInnen.
„Mit wenig Mitteln kann man hohe Spar-Effekte erzielen; mit diesem Know-How wollen wir dann auch andere Bauträger überzeugen“, sagte Lübbing. Das Know-How ist eigentlich kein bißchen spektakulär, nur wird es bundesweit erstmalig in einem solchen Umfang eingesetzt: verdoppelte Dämmung der Wände und Böden, Gas- statt Elektroherde, heimische Hölzer, Regenwasser für die WC-Spülung, technische Vermeidung von Wärmebrücken, Windfänge gegen Wärmeverluste, Wärmeschutz-Verglasung, mehr Wohnraum durch Dachausbau. Und als optischer und funktionaler Clou: ungeheizte Glashäuser zwischen den langgestreckten Wohneinheiten, die als wettergeschützter Bereich zu sozialen Kontakten einladen und trockene Wege garantieren. Die Anlage entsteht unmittelbar neben dem inzwischen sanierten Altenwohn- und Pflegeheim Haus Blumenkamp aus den 60er Jahren, und die Bauträgerin Bremer Heimstiftung will mit den Altenwohnungen in der direkten Heim-Nachbarschaft bewußt „die Pflegeheim-Monostruktur auflösen“, erklärte Geschäftsführer Alexander Künzel gestern: „Wie in der Lloyd-Passage können die Bewohner und auch das Personal trocken und sicher zwischen Heim und Häusern ein- und ausgehen, die Einrichtungen und Angebote nutzen, so weit sie wollen, und so viel selbst für sich sorgen, wie sie möchten und können.“
Die Kosten sprechen eine deutliche Sprache. Mit den üblichen 3.300 Mark pro Quadratmeter Sozialem Wohnungsbau ist Öko-Standard eben nicht zu machen; das Pilot-Projekt wird bei einem Gesamtvolumen von 11,25 Millionen Mark eine Million mehr verbauen; 635.000 Mark davon zahlt das Umwelt- Ressort. Das beschloß die Deputation gegen die Stimmen der CDU. Der Rest soll durch Einsparungen und Preisnachlässe der Baufirmen herausgewirtschaftet werden; man geht von großem Interesse der Bauwirtschaft an diesem Vorzeige-Objekt aus. Die Logik „Wir investieren, die Profiteure werden die Bewohner sein“ (Lübbing) soll ein Gedankenanstoß für die ökologischen Erfordernisse der kommenden Jahrzehnte sein. Vorbehalte gegen energiesparende Bauweisen sollen durch die Anlage erschüttert werden; mit tatsächlich 50 Prozent Energie-Einsparung darf gerechnet werden, das macht zum Beispiel 50 Tonnen Kohlendioxid im Jahr. „Nur 10% Mehrinvestition trennen das Normale vom Idealen, und auf Zeit gesehen rechnet sich das mit Sicherheit“, betonte Lübbing.
InteressentInnen über 60 Jahre für die 2-3-Zimmer-Wohnungen können sich bei der Senatorin für Soziales auf die Warteliste setzen lassen; erforderlich ist dafür ein Wohn-Brechtigungs-Schein. Auswirkungen auf den normalen Sozialen Wohnungsbau sind erwünscht. S.P.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen