■ Tennis: Masterlicher Becker
Berlin (taz/dpa) – Vor dem Turnier von Paris-Bercy hätte kaum jemand einen Pfifferling für Boris Beckers Chancen gegeben, sich doch noch für das Masters der acht besten Tennisspieler der Welt vom 16. bis zum 22. November in Frankfurt am Main zu qualifizieren. Zu chancenlos war er eine Woche zuvor im Viertelfinale von Stockholm gegen das lebende Aufschlagkatapult Goran Ivanisevic gewesen. In Paris jedoch räumte er den Kroaten im Semifinale genauso leicht aus dem Weg wie zuvor die Amerikaner John McEnroe, Brad Gilbert und den Weltranglistenersten Jim Courier.
Im Endspiel stand dann auch Vorjahressieger Guy Forget trotz der frenetischen Unterstützung von 15.000 Menschen im Palais Omnisports auf verlorenem Posten. Nur im dritten Satz fand der Franzose zu jener Form, mit der er im Viertelfinale nach dramatischem Match den Schweden Stefan Edberg ausgeschaltet hatte, ansonsten dominierte die spielerische Brillanz Beckers. Mit 7:6 (7:3), 6:3, 3:6, 6:3 holte sich dieser nach Brüssel, Rotterdam und Basel den vierten Turniersieg des Jahres, tat einen Sprung auf Platz fünf der Weltrangliste und qualifizierte sich für das Frankfurter ATP-Finale. Mögen die Konkurrenten diese Woche in Antwerpen, wo Becker nicht teilnimmt, auch noch so sehr auftrumpfen, ein Platz unter den ersten acht ist dem Deutschen vorerst nicht mehr zu nehmen.
„Ich spiele gut, mir fehlen nur die Breaks“, hatte Becker schon in Stockholm betont.
In Bercy kamen die Serviceverluste der Gegner, wann immer er sie brauchte. Der Aufschlag des Vierundzwanzigjährigen war exzellent, sicher und hart seine Grundschläge, vor allem die schneidende Rückhand, vorbildlich seine Volleys, und die Beine wirbelten so hurtig wie lange nicht mehr über das Feld. „In dieser Form“, ist sich Becker sicher, „gehöre ich zu den Top drei.“
Dies zu beweisen hat er in Frankfurt Gelegenheit. Dort kann er einem nicht allzu erfolgreichen Tennisjahr, das ihn zeitweise in ungewohnte Niederungen der Weltrangliste verschlug, doch noch eine glitzernde Krone aufsetzen – am 22. November, seinem 25. Geburtstag, im Masters-Finale.
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