■ Seit' an Seit': Die Mitangeklagten
Neben Erich Honecker sind fünf weitere Mitglieder des einstigen Nationalen Verteidigungsrates der DDR wegen der Todesschüsse an der Mauer angeklagt. Es sind die noch lebenden Teilnehmer einer Sitzung des Verteidigungsrates im Jahr 1974, von der in Form eines inoffiziellen Vermerks des Sekretärs Fritz Streletz der ausführlichste Hinweis auf die Existenz des Schießbefehls stammt.
Hans Albrecht (72), in Bochum geboren, gehörte als SED-Bezirkschef des Grenzbezirks Suhl dem Nationalen Verteidigungsrat an.
Heinz Keßler (72) gilt als Honeckers engster Verbündeter – politisch wie menschlich. Gemeinsam bauten beide nach Kriegsende die Jugendorganisation FDJ auf. 1957 wurde Keßler einer von neun stellvertretenden Verteidigungsministern. Als Chef des Hauptstabes der Nationalen Volksarmee saß er 1974 im Nationalen Verteidigungsrat. Keßler war bis Ende 1989 Verteidigungsminister.
Erich Mielke (84) baute die Polizei in der DDR auf, wurde 1950 Staatssekretär im Ministerium für Staatssicherheit, 1957 dessen Chef. Die Stasi war maßgeblich für die Sicherung der Grenze zuständig, Mielke ständiges Mitglied des Verteidigungsrates.
Willi Stoph (78) war insgesamt 22 Jahre lang Regierungschef der DDR und damit zweiter Mann zunächst hinter Walter Ulbricht und dann Erich Honecker. 1952 wurde er Innenminister und später Verteidigungsminister.
Fritz Streletz (66) war zuletzt einer der stellvertretenden Verteidigungsminister der DDR. 1972 hatte er das Amt des Sekretärs im Nationalen Verteidigungsrat übernommen. dpa/taz
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen