: Unterm Strich
Den Wolfgang Gönnenwein mag nun eigentlich gar keiner mehr als Stuttgarter Generalintendanten haben. Auch Operndirektor Klaus Zehelein forderte am Mittwoch seinen Rücktritt, seine Stellvertreterin Pamela Rosenberg findet, der Freund des cleveren Lothar Späth sei „durch seine politischen Verquickungen nicht mehr tragbar“. Im Grunde ist auch die Ballettdirektorin Marcia Haydée nicht begeistert, vor allem mißfällt ihr, daß Gönnewewin das Kammertheater schloß. Daß nun aber Schauspieldirektor Bosse den Gönnenwein gar öffentlich, nämlich nach einer Premiere, zum Rücktritt aufgefordert hat, das findet sie nun doch „allertiefstes Niveau“. Es gehe da wohl um die „schmutzige Wäsche“ der beiden Herren, die wiederum ein eher „privates Problem“ sei. Das mag schon so sein, das verplemperte Geld kam aber doch aus der Staatskasse? Ist die in Stuttgart auch privat?
Theater im Fernsehen ist so ziemlich der letzte Grund, dasselbe einzuschalten. Theater existiert überhaupt nur, solange Schauspieler und Schauspielerinnen leibhaftig vorhanden sind. Also nie in der Glotze. Trotzdem vergibt ein Europäisches Festival jährlich goldene, silberne und bronzene Antennen als Preis für die vergebliche Mühe, mit Fernsehkameras gegen das Grundgesetz dieses letzten Lifemediums zu verstoßen. Thomas Langhoff hat am Dienstag in Rom die Goldene Antenne für seine Inszenierung von George Taboris Stück „Mein Kampf“ am Berliner Maxim Gorki Theater erhalten. Er hatte vergessen, dem ZDF die Aufzeichnung zu verbieten.
Sara Gül Turan hat in ihrem Buch „Freiwild“ behauptet, daß sie und andere Frauen in einem Frankfurter Gefängnis von einem Richter und Justizangestellten sexuell belästigt worden seien. Einer wußte, daß er gemeint war, obwohl er gar nicht namentlich genannt wird. Er hat die türkische Autorin wegen Verleumdung angeklagt und unter Eid versichert, die gegen ihn erhobenen Beschuldigungen seien „unwahr“. Ein Kölner Gericht hat am Mittwoch mit einer einstweiligen Verfügung den weiteren Vertrieb des Buches verboten. Der Verlag (Zebulon Düsseldorf) hat Einspruch erhoben.
Auch in Sachsen soll eine Akademie der Künste entstehen. Dem Gründungsausschuß gehören 16 Mitglieder an, darunter die Schriftstellerin Angela Krauss (Leipzig), die Malerin und Grafikerin Gerda Lepke (Dresden), die Choreographin Hanne Wandtke (Dresden), der Dresdner Intendant Dieter Görne, der Maler Michael Morgner (Chemnitz) und der Komponist Günter Neubert (Leipzig). Das Gremium hat sich am Mittwoch zu einer ersten Sitzung getroffen. Sie fand unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt.
Auch in Magdeburg hat sich die World of Music niedergelassen. Der WOM-Laden hat 750 Quadratmeter im Stadtzentrum angemietet, Nena wird zur Eröffnung am 19. November erwartet
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