: Zwei Orchester!
■ Wg. Trüpels Fusionsidee: Es rumpelt und pumpelt in Bremerhaven
Empörung von allen Seiten: Helga Trüpels Signale zur Fusionierung der beiden Orchester des Landes stoßen in Bremerhaven auf wenig Gegenliebe. Eine Allparteienallianz von der CDU bis zu den Grünen weist die „ins Blaue gedachten Pläne“ (Nordsee-Zeitung) einhellig zurück. Der Theaterförderverein spricht von einem „Anschlag auf die Existenz des Stadttheaters“ als Dreispartenbetrieb und fordert die Senatorin zu einer öffentlichen Diskussion in Bremerhaven auf. Helga Trüpel wiederum will ihre Bemerkung so schwerwiegend nun auch wieder nicht verstanden wissen: „Das war doch nur ein Gedanke, den man diskutieren kann“.
Vor zwanzig Jahren hatte es, wg. Geldmangel, schon mal eine ähnliche Debatte gegeben. Damals aber sprach sich ein gemeinsamer Ausschuß beider Stadtregierungen gegen erwogene Einschnitte beim Bremerhavener Musikleben aus, „weil „80 Prozent der erwachsenen Besucher in Bremerhaven das musikalische Werk bevorzugen, einschließlich Operette und Musical.“ Aber auch eine Konzentration auf unterschiedliche Schwerpunkte an beiden Häusern (Sprechtheater in Bremen, Musiktheater in Bremerhaven) wurde abgelehnt.
Heute entfallen nach wie vor auf die Aufführungen des Musiktheaters, im Durchschnitt vier Abende pro Woche, etwa 75 Prozent der 170.000 jährlichen Besucher. Und die acht Sinfoniekonzerte pro Spielzeit (einschließlich einer oder zwei Wiederholungen) gehören zu den „bestausabonnierten“ Angeboten; sie sind fast immer ausverkauft.
Die 53 Instrumentalisten des Städtischen Orchesters kosten insgesamt vier Millionen Mark; sie sind kaum entbehrlich für die musikalische Infrastruktur der Stadt. Im Rahmen des Programms „Theater und Schule“ besuchen sie regelmäßig die Schulen, und die lokale Kammer- und Kirchenmusik wäre ohne sie nur halb so lebendig.
„Schlechten Stil“ und „große Unkenntnis“ wirft Alfons Taller, damals Leiter der Kommission, heute Vorsteher der Stadtverordneten-Versammlung, der Senatorin vor: Es sei unmöglich, Bremerhavens neuen Kulturdezernenten Wolfgang Weiß in den ersten Tagen seiner Amtszeit über die Presse mit Sparplänen zu konfrontieren. Außerdem könne er sich nicht vorstellen, wie ein nach der Fusion weitaus teurerer Orchesterapparat Bremerhaven kostengünstig (und womöglich viermal wöchentlich) bespielen solle. Ein reines Schauspiel-Theater hingegen sei in Bremerhaven gar nicht existenzfähig. Hans Happel
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