Unterm Strich

„Helfen statt Hauen“ heißt charmanterweise die Parole, unter der sich verdiente Herrschaften der deutschen Popkultur wie Udo „Schnarch“ Lindenberg, Wolfgang „Bappl“ Niedecken und Peterchen Maffay zusammenfanden, um gegen Ausländerfeindlichkeit zu protestieren. Das macht insbesondere deshalb Sinn, weil sie sich ja erst unlängst selbst zu Ausländern erklärt haben; und wer wollte ihnen feindlich gesonnen sein.

Aber damit nicht genug: Zu unserer Überraschung erfuhren wir jetzt, das Maffays „Wenn der letzte Regen fällt“ sich „kritisch-nachdenklich mit der Atomenergie auseinandersetzt.“ Reschpekt, Reschpekt.

Kritisch-nachdenklich wollen wir uns der erneuten Indizierung von „Josefine Mutzenbacher. Die Geschichte einer Wiener Dirne, von ihr selbst erzählt“ zuwenden. Sie erinnern sich noch. Es war das Buch, das Sie und ihre Kumpels, unter dem Pult versteckt, zeitweise errötend nach „Stellen“ absuchten. Als Sie dann aufgerufen wurden, um „Die Glocke“ aufzusagen, standen sie ziemlich dumm da. Jenes Buch also ist nun, nach elfjährigem Rechsstreit mit dem Rowohlt- Verlag von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften aus dem Verkehr gezogen worden.

Francis Ford Coppolas neuester Streifen „Dracula“ scheint ausnahmsweise einmal keine finanzielle Apokalypse zu werden. Am ersten Wochenende, an dem der Film in den amerikanischen Kinos anlief, spielte er lässig 30,5 Millionen Dollars ein.

Astrid Lindgren, der wir am letzten Samstag einen Teil unserer literataz widmeten, will ihren 85. Geburtstag klammheimlich begehen und hat sich deshalb verdrückt. Vielleicht weiß Karlsson vom Dach, wo sie sich aufhält.

Mit dem deutschen Dokumentarfilmpreis der Arbeitsgemeinschaft der Filmjournalisten wurde Thomas Heisses Film „Stau – jetzt geht's los“ ausgezeichnet, der rechtsradikale Jugendliche im trüben Halle porträtiert. Der Nachwuchspreis ging an Alexander Rodnvanski für „Good-Bye UdSSR“, der wie schon seinerzeit „Kleine Vera“ sich mit Jugendlichen in der früheren Sowjetunion beschäftigt.

Daß die Enden der Parabel sich eines Tages treffen würden, ahnten wir ja schon, aber daß es so bald sein sollte ist schon echt schocking. Zum 150. Todesjahr von Johann Wofgang von Goethe wird ein riesiges Porträt des Dichters durch Herrn Andy Warhol Einzug halten in die römische Villa des Meisters.

Neuerdings können Biographien ohne Ich nicht nur geschrieben werden, sondern kriegen auch noch einen Preis: Uwe Dick bekam für „Pochwasser. Eine Biographie ohne ich.“ einen mit 12.000 DM dotierten Buchpreis, und zwar deshalb, weil das Werk ein poetisches Manifest sei gegen Naturzerstörung, gegen Nationalismus und Krieg. Was kriegen wir, wenn wir künftig sagen:Keine taz mehr – ohne ich? Ahnen Sie's?