: Wagenlager für Junkies
■ Niendorfer Kirchengemeinde will 30 Schlafplätze auf dem Kiez anbieten
will 30 Schlafplätze auf dem Kiez anbieten
Der Winter steht vor der Tür, und die Mitglieder der Niendorfer Katholiken-Gemeinde St. Ansgar haben sich kräftig ins Zeug gelegt: Einige Schlafcontainer und auch ein Sanitärcontainer wurden angeschafft. Gabriele Scheel, Referentin der Gemeinde, möchte das alles in St. Pauli aufstellen. Während der kalten Jahreszeit sollen in den Containern täglich rund 30 obdachlose Drogenabhängige Unterkunft finden. Doch dem Bezirksamt Mitte behagen diese Pläne gar nicht.
„Wir haben das alles aus Spenden finanziert“, erzählt die hilfsbereite Kirchenfrau. Matratzen, Schlafsäcke und Kleidung habe man schon gesammelt. In den Wagen sollen Gemeindemitglieder für die Süchtigen Essen zubereiten. Die freiwilligen Helfer stehen schon in den Startlöchern.
Erfahrungen mit Süchtigen hat Gabriele Scheel bereits gemacht: In den letzten Wochen ist sie regelmäßig zum Hauptbahnhof gefahren, um selbstgebackenen Kuchen, Multivitaminsaft und Zitronentee zu verteilen. Die Idee sei ihr vor drei Monaten gekommen. „Diese Menschen frieren, sie brauchen Hilfe“, meint die aktive Gemeindereferentin.
Die Gemeinde sieht in ihrer Initiative eine Vorstufe zu einer großräumig angelegten Hilfsaktion für Junkies. „Ich bin dafür, daß nächstes Jahr in verschiedenen Stadtteilen Blockhäuser für Junkie- Wohngemeinschaften aufgestellt werden.“ Ziel sei es, die Abhängigen von der Straße zu bekommen und ihnen ein geregeltes Leben zu ermöglichen.
„Nach Niendorf kommen die Junkies nicht, das ist zu weit draußen“, meint Frau Scheel. „Wir müssen dahin gehen, wo sie sich aufhalten.“ Nur drei Wochen benötigte die Ansgar-Gemeinde mit ihren Helfern, um die Nachtquartiere aufzustellen und mit der Betreuung zu beginnen.
Die Chancen für eine Realisierung des Projekts sind jedoch gering. Vom Bezirk Mitte hat die Gemeinde noch keine Genehmigung bekommen. Wird sie aller Voraussicht nach auch nicht, denn die Mitglieder des bezirklichen Bauausschusses wollen der Gemeinde keinen Platz in St.Pauli zuteilen. Sie wollen nicht noch mehr Junkies und Obdachlose in ihrem Bezirk haben. Ingo Thor/sako
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