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Ozonloch dicht, Treibhaus perfekt?

■ Interview mit Umweltminister Klaus Töpfer über FCKW-Ersatzstoffe

taz: Herr Töpfer, Kritiker nennen Sie mittlerweile einen „Kämpfer“. Ihnen wird wesentlicher Anteil daran zugesprochen, daß der multilaterale Fonds zur Finanzierung des Ausstiegs aus der FCKW-Produktion in der Dritten Welt zustande kam.

Doch die Fondsmittel sollen ausschließlich für teilhalogenierte FCKW verwendet werden, auch für die Treibhauschemikalie FKW 134a – keineswegs sympathische Substanzen, deren künftiges Verbot bereits absehbar ist.

Klaus Töpfer: Wir sehen teilhalogenierte FCKW nicht als Stoffe der Zukunft an. Die Übergangsperiode zu ihrer Nutzung muß so kurz wie möglich sein. Und wenn wir diese Stoffe nicht nutzen sollen, welche denn sonst. Mein indischer Kollege zum Beispiel sagt, sie brauchen dringend Installationen zum Aufbau ihrer Kühlaggregate. Wenn nicht FCKW oder HFCKW, wenn nicht FKW 134a – welche dann?

Andere Alternativen sind etwa der Butan-Propan-Kühlschrank, wie er von Greenpeace vorgestellt wurde.

Leider ist das keine Alternative, die jetzt weltweit eingesetzt werden kann. Der Öko-Freezer ist bisher nur ein Prototyp. Diesen Kühlschrank verfolge ich allerdings mit großer Sympathie, aber wenn Sie bis 1995 alle FCKW weghaben wollen, werden Sie den Weg über Propan-Butan nicht gehen. Auch in Deutschland nicht. In geschlossenen Systemen wie bei Kühlaggregaten können wir einen Stoff wie FKW 134a, der nun wirklich kein Ozon-Schädigungspotential hat, einsetzen. Eingedenk der Tatsache, daß es ein Treibhausgas ist und daß hier weiter geforscht werden muß.

Gibt es in bezug auf die Ersatzstoffe nicht einen Zielkonflikt nach dem Motto „Ozonloch ist dicht, doch das Treibhaus ist perfekt“?

Natürlich gibt es diesen Zielkonflikt. Nun fördern aber alle FCKW den Treibhauseffekt. Wenn wir FCKW wegbringen, haben wir was getan zur Sicherung der Ozonschicht und gleichzeitig zur Vermeidung eines Treibhauseffektes – 25 Prozent seines Gesamtpotentials wird mit FCKW verbunden. Das heißt, ich kriege hier keinen „Nettoeffekt“, sondern möglicherweise „nur“ den Ersatz des einen durch den anderen. Aber wenig

stens ist dann der Ozon-Effekt weg. Ich wäre froh, wenn wir einen Stoff bekommen, der uns die Ozon-Gefahr bannt und gleichzeitig die des Treibhauseffektes. Wir sind die ersten, die das mit großem Nachdruck voranbringen.

Interview: Thomas Worm

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