: Raum für Frauenbetriebe
■ Fest im Frauenstadthaus / Büro zu vermieten / Tischlerinnen gesucht
Das Frauenstadthaus feiert am Samstag. Drei Jahre ist es am Samstag her, daß die Idee „Räume für Frauenbetriebe“ Wirklichkeit zu werden begann. Am 28.11.1989 erhielt in einer Zwangsversteigerung die Frauenstadthaus GmbH den Zuschlag für das Haus am Hulsberg 11: beim Gebot von 507.000 Mark — nur 3.000 Mark unter ihrem Limit und 157.000 Mark über dem gutachterlich geschätzten Wert.
Die Bauarbeiten begannen umgehend. Die zweckgebundene Zusage von EG-Geldern hatte den Baubeginn zusätzlich festgelegt. Planungen und Bauanträge waren auf das Haus bereits zugeschnitten. Schließlich hatten die Frauen der Bremer Initiative für ein Frauenstadthaus bereits mit dem Besitzer des abbruchreifen Spekulationsobjektes verhandelt, bevor dieser in Ruin und Zwangsversteigerung getrieben war.
Drei Tage nach dem Kauf begannen die Bauarbeiten. Soweit irgend möglich, sollten Frauen die Arbeiten ausführen. „Es war schwierig, ist aber weitgehend gelungen“, erzählt Heidi Eikermann. 50 Frauen haben in den drei Jahren am Hulsberg 11 gearbeitet: von der Architektin, über die Verwaltungskraft, die Tischlerinnen, Elektrikerinnen, Malerinnen und Schlosserinnen bis hin zu den Praktikantinnen. Nach fünf Jahren Leerstand hatte sich in dem Haus allerhand Dreck angesammelt. Selbst ein ausgebranntes Autowrack war den Frauen neben 8,5 Tonnen Sperrmüll im Keller hinterlassen worden.
Von all dem ist nichts mehr zu sehen. Auch nicht vom Hausschwamm, den vielen Rissen in den Wänden, den zerfallenden Fenstern und Treppen. Selbst der Erker, der abzustürzen drohte, prangt — mit Eisenträgern verstärkt — in alter Pracht. Die Stuckfassade ist restauriert.
Innen besticht das Haus, trotz Baustaub, durch viele liebevolle Ideen. Die Sprossenfenster zum Beispiel wurden allesamt in der eigens für das Bauprojekt eingerichteten Tischlerei gebaut. Hier konnten sich Tischlerinnen, die nach der Lehre im üblichen Baugewerbe kaum GesellInnenstellen finden, praktisch arbeiten. Drei von ihnen haben sich mittlerweile im Umland selbständig gemacht. Andere konnten sich dort qualifizieren bzw. weiterbilden. Soweit als möglich wurde baubiologisch gearbeitet. Der Dachstuhl entstand in Lehmbauweise, auch dies ein Projekt zur Weiterbildung.
Bis zum Frühjahr werden mit den Außenanlagen die letzten Arbeiten zu Ende gehen. Im Dezember ziehen, nach der Computerschule, weitere Mieterinnen ein, im Bewegungszentrum zunächst stundenweise. Über dessen langfristige Nutzung wollen Interessentinnen am 5. Dezember debattieren. Ansonsten werden derzeit nur noch für ein Büro Mieterinnen gesucht — und Tischlerinnen, die die komplett eingerichtete Werkstatt übernehmen wollen. ra
Das Frauenfest beginnt am Samstag, 28.11. um 20 Uhr. Dann wird auch ein Film von den Bauarbeiten gezeigt.
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