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München: Ohne Ausländer am Ende

■ Infratest-Studie belegt hohe Abhängigkeit der Wirtschaft von ImmigrantInnen/ Wegzug wäre ein „Schockereignis“

München (dpa/taz) – Angesichts der zunehmenden Ausländerfeindlichkeit in Deutschland hat die Stadt München ein deutliches Signal setzen wollen. Sie gab eine Studie über die Bedeutung von Einwanderern für das Münchner Wirtschaftsleben in Auftrag. Das Ergebnis der Infratest-Untersuchung: Die bayerische Landeshauptstadt ist dringend auf ihre ausländische Bevölkerung angewiesen.

Die knapp 241.000 EinwohnerInnen mit ausländischen Pässen stellen 18,5 Prozent der Münchner Bevölkerung. Bei einem Vergleich der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in den Großstädten liegt München mit einem Ausländeranteil von 15,1 Prozent nach Stuttgart an zweiter Stelle.

Ohne Ausländer, die 28 Prozent der Münchner BMW-Belegschaft stellen, stünden bei der Autofirma viele Bänder still. Auch bei Siemens in München haben 14,2 Prozent der insgesamt 32.000 Beschäftigten keinen deutschen Paß. Im Bauhauptgewerbe stellen die Ausländer 37,2 Prozent der Beschäftigten, im Gaststätten- und Beherbergungsgewerbe liegt ihr Anteil bei 36 Prozent. Auch jede zweite HilfsarbeiterIn stammt aus dem Ausland.

„In einigen Bereichen der Stadtwerke würde der tägliche Arbeitsablauf ohne ausländische Beschäftigte fast zusammenbrechen“, heißt es in der Studie. Denn bei der Straßenreinigung liege der Ausländeranteil bei 72,2 Prozent, beim Pflegepersonal in Altenheimen bei 37,4 Prozent.

Die rund 100.000 Ausländerhaushalte sind mit jährlich rund vier Milliarden DM Konsumausgaben nicht zuletzt eine wichtige Säule für den Münchner Einzelhandel. In einem Szenario beschreibt Infrastest, was der Wegzug aller Ausländer für München bedeuten würde: ein „wirtschaftliches Schockereignis“. Dadurch würde eine Abwärtsspirale in Gang gesetzt, die München seine Stellung als eines der führenden Wirtschaftszentren Deutschlands kosten würde.

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