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Männerstrippe 4988634

■ Offenes Ohr für heimliche Sorgen des starken Geschlechts: Das Bremer Männertelefon

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Offenes Ohr für heimliche Sorgen des starken Geschlechts: das Bremer Männertelefon

In Frankfurt und anderen Städten Deutschlands gibt es ihn bereits: den heißen Draht „for men only“. Das starke Geschlecht nordeutscher Prägung dagegen wird sträflich vernachlässigt, sobald es sich schwach zeigt. Zumindest dann, wenn es jenseits von Wohnzimmer und Kneipe offiziellen Rat sucht und nicht den Weg in die Therapie oder die Männergruppe gehen will. Das soll sich nun ändern. Existierte der telefonisch ratsuchende Mann bislang nur als das andere Ende der Leitung der Telefonseelsorge, harrt ab dem 3. Dezember ein „Männertelefon“ der Probleme, die da kommen. Am anderen Ende der Leitung sitzt dann kein Teelfonseelsorger und erst recht keine Telefnseelsorgerin, sondern einer von sieben Geschlechtsgenossen, die zum Thema „Männerprobleme“ einiges zu erzählen wissen: Mitarbeiter des Männerbüros und des Gesundheitsladens.

Der Bedarf an offenen Gesprächen von Mann zu Mann ist offenbar groß. Im Gesundheitsladens in der Braunschweiger Straße, wo auch das Männerbüro untergebracht ist, melden sich schon heute Anrufer, die über Informationen und Kontaktadressen hinaus das Gespräch suchen. Zwar bietet das Männerbüro regelmäßig offene Gesprächskreise an, doch auch die „heimlichen“ Schwächen der Männer wollen berücksichtigt sein. Ab Donnerstag also heißt es: Anruf genügt, und wer nicht will, braucht seinen Namen nicht nennen. Also: Bremen, problemfreie Zone für heimliche Männersorgen? Nicht ganz. Das „Männertelefon“ ist nicht als Therapieersatz gedacht; bei entsprechenden Anrufen werden Kontakte zur Fachwelt vermittelt. Auch ist das Männertelefon nichts für Quasselstrippen. Zum einen öffnet es sein Ohr nur einmal wöchentlich und das auch nur für zwei Stunden, zum anderen ist die Gesprächsdauer aufgrund von Zeit- und Personalmangel auf 20 Minuten begrenzt. Immerhin: Ein erster Rat ist den Bremer Mannen sicher. Und: Frauen quatschen garantiert nicht dazwischen. Daß das Vorteile hat, behaupten zumindest die Mitarbeiter des Männerbüros. Natürlich habe man schon den Versuch gemacht, Diskussionen zwischen beiden Geschlechtern anzuregen. Aber: Männer und Frauen reden aneinander vorbei, der Geschlechterkrieg schwelt, wie im Leben, so auch in den Räumen des Gesundheitsladens. „Kaum kommt eine Frau herein, geht das Gespräch den Bach runter.“ Dagegen hätte zumindest die Post etwas einzuwenden. Eine erste Auswertung des Männerstrippen-Versuches wollen Männerbüro und Gesundheitsladen Ende Januar vornehmen. Ist der Bedarf dann so groß, das der Ausschluß der Weiblichkeit allein nicht reicht, um die Sorgen zunichte zu machen, sollen Zusatzangebote eingerichtet werden. Also nichts wie ab in die Telefonzelle, und die 4988634 gewählt, und da kommt er schon...

Susanne Hagemann

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